Schulchronik von 1945 bis zur Schließung 1977                                                             Zurück

(Abschrift)                                                                                                  

Möge dieses neue Buch einer Schulchronik eine neue und bessere Zeit einleiten, eine Zeit des Wiederaufbaus der Schule, die nicht nur hier in Asendorf sondern überall in Deutschland unter den Kriegsverhältnissen zu leiden hatte. Der Krieg ist so gut wie beendet, doch die Schule kann noch nicht wieder arbeiten.
Wie erging es unserer Schule am Ende des Krieges? Am 19. April 1945 wurde unser Dorf von einer englischen Panzertruppe eingenommen. Es wurde ohne Widerstand, der ja sinnlos gewesen wäre, dem Feind übergeben. In den folgenden Tagen wurden die Schulräume englischen Nachschubeinheiten als Quartier überlassen. Wer hätte wohl gedacht, dass der Krieg sich noch in unserer nächsten Heimat abspielen sollte und englische Soldaten unsere Schulräume beziehen würden? Aber die Schule und das Dorf sind doch unversehrt aus den letzten Tagen der Kampfhandlungen hervorgegangen. Wie war es möglich geworden, dass man noch Widerstand leistete bis zum bitteren Ende.

An Wiedereröffnung der Schule war zunächst nicht zu denken. Dafür war es noch zu unruhig, auch musste die Unterrichtserlaubnis erst erteilt werden. Die Schulkinder wurden unter Aufsicht der Lehrer mit Sammeln von Kartoffelkäfern, die zum ersten Mal in unserer Feldmark aufgetreten waren, beschäftigt. Nachdem ich als Lehrer von der Militärregierung bestätigt wurde, konnte am 3. Sept. der Unterricht mit 110 Kindern wieder aufgenommen werden.

Nur die Hälfte der Kinder sind Einheimische, die andere Hälfte sind Evakuierte aus Hamburg und anderen Großstädten, die übrigen Ostflüchtlinge. Von den bisher üblichen Unterrichtsfächern sind nur Schreiben, Rechnen, Turnen und Zeichnen zugelassen. Bücher sind noch nicht vorhanden, nicht einmal Schreibhefte.

Das Schreibpapier müssen sich die Kinder irgendwie beschaffen. Aber es musste auch so gehen. Die Herbstferien fielen natürlich aus, weil ein halbes Jahr lang kein Unterricht stattfand. Der Unterricht erfolgte wieder in 3 Abteilungen, da der Klassenraum zu klein ist. Darum musste auch die Weihnachtsfeier nur im kleinsten Kreise für die Kinder der Grundschule stattfinden, da ein größerer Raum nicht zur Verfügung stand.

Am 19. Januar wurde endlich eine zweite Lehrkraft eingestellt. So konnte ich für die Oberstufe einen gründlicheren Unterricht durchführen und hatte nun die Möglichkeit, das infolge der Kriegsumstände Versäumte aufzuholen. Die 2. Hilfskraft blieb aber nur bis 1946 Ostern 1947, da sie von der Militärregierung nicht anerkannt wurde. Inzwischen ist die Kinderzahl auf 137 herangewachsen. Es ergibt sich somit die Notwendigkeit, entweder den Klassenraum, der an der Straße liegt, durch Einreißen einer Wand zu vergrößern, oder die Einstellung einer 3. Lehrkraft und Unterricht am Nachmittag. Für den größeren Klassenraum fehlen dann 16 zweisitzige Bänke, die der Tischler anfertigen würde, wenn er das nötige Holz von der Gemeinde bekäme.

Ab 1.4.46 wurde eine Schulspeisung für die Normalverbraucherkinder eingeführt, die sich als guter Gedanke erwiesen hat, wenn sie auch eine große Belastung für den Lehrer ist. 82 Kinder erhalten täglich 2 Scheiben Brot mit Wurst und Butter. Wurst und Speck mussten von den Selbstversorgern gespendet werden. (Brot und Butter wurden von ihrer Zuteilung abgezogen.) Diese Schulspeisung konnte in der anfänglichen Güte leider nicht aufrechterhalten werden. Nach der allgemeinen Fettkürzung im Aug. fiel die Zuteilung von Butter aus. Nachdem dann die abgegebenen Mengen an Fleisch und Wurst ausgegeben waren, versuchte man es im nächsten Frühjahr 1947 mit Freistellen am Mittagstisch der Selbstversorger. Doch auch diese Art der zusätzlichen Speisung für die Normalverbraucherkinder konnte nur bis zum Herbst durchgeführt werden. Zu dieser Nahrungsnot, die sich auch auf die Leistungen der Schulkinder auswirkt, kommt noch die Kleidungsnot. Es fehlt besonders an dem nötigsten Schuhwerk. Oft müssen die Kinder im Winter bei Nässe oder Schnee im Hause behalten werden, da es ihnen an wasserdichten festen Schuhen fehlt.

Die Schülerzahl steigt auf 140. Die Schulräume werden zu klein. Sie werden noch nicht vergrößert, da die dann wegfallenden Wohnräume noch nicht entbehrt werden können. Das Holz für die Bänke ist zwar geschlagen, aber der Raum fehlt. Die Bänke haben also auch noch Zeit. Die 2. Lehrkraft wurde entlassen. (Sie musste von Brackel aus täglich den Weg zur Schule machen.) Die Winter 45/46 und 46/47 waren streng, der letztere brachte im März große Überschwemmungen. An manchen Tagen hatte ich dann allein 140 Kinder zu unterrichten.

Am 6. Mai 1947 wurde dann der apl. Lehrer Fritz Stoßmeister mit der vertretungsweisen Übernahme einer Dienststelle beauftragt. Er übernahm den Unterricht im 2. 3. und 4. Schuljahr. (Das 1. Schuljahr konnte mit dem 2. Schuljahr nicht vereinigt werden, da kein Klassenraum groß genug war, um beide Jahrgänge aufzunehmen.) Es war bedauerlich, dass man für Herrn Stoßmeister kein Zimmer, geschweige denn eine Wohnung im Schulhause und nicht einmal im Dorfe frei machen konnte. Erst, als man die im Schulhause untergebrachten Kriegsvertriebenen anderweitig unterbringen konnte, wurde es Herrn Stoßmeister möglich gemacht, zunächst allein und dann mit seiner Familie im Schulhause zu wohnen. Ein Zimmer wurde eines Jahres im Obergeschoss ausgebaut, das im Sommer 48 bezogen werden konnte. Sodann wurde das untere Zimmer, das von Flüchtlingen bewohnt wurde, für Herrn Stoßmeister frei, der damit 3 Zimmer zur Verfügung hatte.

Im August 1947 konnte die Oberstufe seit Jahren wieder einmal einen größeren Ausflug unternehmen. Sie fuhr an einem Sommertag mit dem Dampfer Jan Molsen nach Cuxhaven.

Die Zuteilung an Schreibheften für die Schulkinder ist immer noch nicht ausreichend.

Eine Schulspeisung wurde mit Hilfe der englischen Militärregierung für die Kinder der Normalverbraucher wieder eingeführt.

Auch in diesem Jahr musste die Weihnachtsfeier ohne die Eltern stattfinden. Für alle Schulkinder wurden dazu aus Beständen der Besatzungsarmee Süßigkeiten ausgegeben.

Die notwendig gewordene Erweiterung eines Klassenraumes kann noch nicht durchgeführt werden, da die Handwerker für die Arbeit nicht zu gewinnen waren. Auch die notwendig gewordenen Malerarbeiten an dem Schulgebäude unterblieben aus demselben Grunde, obwohl das dafür benötigte Geld vorhanden war. Diese bereitliegenden Gelder gingen dann durch die Währungsumstellung verloren.

Die Schülerzahl ändert sich kaum im Laufe des Jahres.

Am 21. Juni unternahm die Oberstufe wieder eine Dampferfahrt nach Cuxhaven. Von hier ging es nach Duhnen, wo wir in der Jugendherberge übernachteten und am nächsten Tag von Cuxhaven wieder mit dem Dampfer zurückfuhren. So konnten doch die Kinder die Gezeiten erleben, Watt laufen und bei Flut baden.

(Am letzten Tag vor der Währungsumstellung von RM auf DM gaben die Kinder ihren letzten Bestand an Reichsmarkscheinen ohne Bedenken aus, und für ihre letzten Scheine konnten sie auf dem Dampfer nichts mehr kaufen. Es ist nur gut, dass sie nach der Umstellung wieder Achtung vor dem Geld bekommen.)

Nach der Währungsreform wurde es bald besser mit der Papierzuteilung und nach einiger Zeit war alles, was in der Schule gebraucht wird, wieder zu kaufen, während man vorher nicht einen Bleistift im öffentlichen Handel bekommen konnte.

Ende August wurde das Zeltlager auf dem Töps besichtigt, das mit Unterstützung der Militärregierung von den Hilfsverbänden der freien Wohlfahrtspflege eingerichtet wurde, um bedürftigen Jugendlichen einen Erholungsaufenthalt zu ermöglichen. Auch einige von unseren Schulkindern durften daran teilnehmen.

Die Schule hat an der Straßenseite endlich einen neuen Lattenzaun bekommen. Es fehlt aber immer noch der neue Anstrich am Ausbau der oberen Wohnung. Auch die Dachrinne müsste dringend erneuert werden. Der neue Schulbeirat möchte wohl alle im Laufe der letzten Jahre notwendig gewordenen Erneuerungen durchführen, aber es fehlt noch an dem notwendigen Geld. Die alten Eichen auf den Schulwiesen mussten schon gefällt werden, um etwas Geld zu beschaffen. Man will auch Schulland verkaufen, doch müssen für jede Planstelle ½ ha Kulturland zur eigenen Nutznießung bleiben.

Weihnachten fanden wegen Raummangel wieder nur kleine Feiern in den Schulklassen statt, wobei die diesjährige Zuteilung an Süßigkeiten ausgegeben wurde. Die Schulspeisung wird in bisheriger Form weitergeführt. Die Kinder zahlen je Portion 10 Dpf., 20% der Kinder ist frei. Die Gemeinde übernimmt die Unkosten.

Im März 49 wird endlich die untere Wohnung frei. Nachdem diese gründlich überholt wird, (Erneuerung der Decken, Tapezieren, Anstrich) ziehe ich, Lehrer Beck, in die untere Wohnung und die obere Wohnung bezieht dann Herr Stoßmeister, nachdem auch diese erneuert wurde. Während der Osterferien wurden nun auch die beiden Klassenräume erweitert, indem 2 Zimmer der unteren Wohnung zu den Klassenzimmern hinzukamen. So sind dann endlich die Klassenräume genügend groß, um die Schüler aufzunehmen. (Ein neuer Anstrich musste noch zurückgestellt werden, da die Geldmittel für den Anbau noch nicht gereicht hatten.

Da zu Ostern laut gesetzlicher Anordnung der letzte Jahrgang noch nicht entlassen werden konnte, stieg die Schülerzahl auf 145. (56 Schulkinder auf der Oberstufe.) Im Laufe des Sommers kamen 16 neue Schulbänke dazu, die Tischlermeister Kröger lieferte. Im Mai fand in der Schule ein Elternabend statt, der den Eltern zeigen sollte, welche Lieder heute in den Schulen gesungen werden. (Frühlingslieder im Chor und Einzelgesang mit Klavier und Blockflötenbegleitung)

Im Aug. unternahm die Oberstufe eine gut verlaufene Fahrt an die Ostsee. In drei Tagen bekamen die Kinder allerlei zu sehen: Lauenburg – Ratzeburg – Lübeck – Travemünde – Niendorf. Übernachtet wurde in der Jugendherberge (Lübeck). Dampferfahrt von Ratzeburg nach Lübeck und von dort nach Travemünde. Kleine Ausfahrt in die Lübecker Bucht. Innenbesichtigung des Lübecker Rathauses. (Reisekosten 8 DM) Der September brachte noch verspätete sommerliche Wärme. Während der Herbstferien wurden die Schulräume neu gestrichen. Der Kachelofen wurde neu gesetzt, und neue Beleuchtungskörper erhielten die Klassenräume. Endlich hat damit die Schule Asendorf würdige und ausreichende Unterrichtsräume erhalten, in denen man auch Feierstunden abhalten kann. So konnten denn auch vor Weihnachten Weihnachtsfeiern durchgeführt werden. Herr Stoßmeister führte in seiner Klasse ein schönes Sternenspiel auf, das aus der Unterrichtsarbeit herausgewachsen war und von den Eltern dankbar aufgenommen wurde. Die Oberstufe führte auf einer kleinen Bühne ein Weihnachtsspiel von Kurt Gerlach, der Christmarkt, auf, das den Eltern wie auch den Kindern viel Freude machte. Es wurde auf Wunsch wiederholt. Für den Reinerlös dieser Aufführungen konnten 8 neue Bücher für die Schülerbücherei angeschafft werden. (40 DM)

Auch in diesem Jahr wurden an die Kinder zu Weihnachten Süßigkeiten im Rahmen der Schulspeisungen ausgegeben.

Während der Weihnachtsferien erhielt der nach Osten an der Straße gelegene Klassenraum Doppelfenster, die sich in den kalten Januartagen schon gut bewährt haben.

Der Winter verlief milde. Zur Entlassung des 8. Schuljahres, die im Rahmen einer schlichten Feier stattfand, waren auch die Eltern eingeladen.

Im Juni machte die Oberstufe eine Fahrt mit einem Sonderzug in den Harz. (Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt 7,50 DM). Wir stiegen in Goslar aus und wanderten über den Rammelsberg nach Romkerhall, von dort nach Oker. Schönstes Sommerwetter und große Begeisterung. So bekamen die Kinder für wenig Geld einen Einblick in den Harz. Ende Juni ging es von Harburg mit dem Dampfer nach Hamburg. Hafenrundfahrt, einige Besichtigungen und Besuch bei Hagenbeck bei günstigem Wetter. Um notwendige Erneuerungen am Schulgebäude vorzunehmen, beschließt der Gemeinderat, zwecks Finanzierung Schulland zu verkaufen. Die Verkaufsgenehmigung ist am 22.5. d. Js. von der Regierung erteilt worden.

Im Juli fand die freiwillige Versteigerung von Schulland unter Aufsicht eines Notars in der Gastwirtschaft Matthies in Asendorf statt. Verkauft wurden

1. 3 Parzellen im sogen. Postbusch, Flurstück 92/93 (an der Straße nach Dierkshausen, Weide) 1ha29a

2. 3 Parzellen auf dem Horn, Flur 81-84, Acker, Wiese und Holzung 1ha48a (am Mühlenberg gelegen)

3. 2 Parzellen am Kampen, Flur 84,85 (am Weg nach Drumbergen) je 39a. Geboten wurde für den Morgen 800 – 1250 DM. Insgesamt brachte der Verkauf eine Summe von rund 14000 DM ein, die benötigt werden für Erneuerungsarbeiten am Schulgebäude und für den Bau eines massiven Feuerungsschuppen mit Toiletten und Abstellraum für Fahrräder und Sportgeräte.

Anfang August legte Herr Stoßmeister seine 2. Lehrerprüfung unter dem Vorsitz von Oberregierungsrat Schüttau mit gutem Erfolg ab. Er ließ sich sogleich auf eigenen Wunsch an die neuerbaute dreiklassige Schule in Horst versetzen. Vom 7. August bis 2. September musste ich die drei Klassen (145 Kinder) allein unterrichten, bis dann am 4. Sept. Herr Joh. Röhr, bisher Hörsten, als Nachfolger von Herrn Stoßmeister den Unterricht an der Grundschule übernahm.

Am 23. Sept. verabschiedete ich mich von meinen Schulkindern, weil ich mich auf eigenen Wunsch nach der noch im Werden befindlichen Siedlungsschule in Emmelndorf versetzen ließ, um näher an Harburg heranzukommen. Damit ist meine sechzehnjährige Tätigkeit an der Schule Asendorf beendet.

gez. Beck


Da sich in den Herbstferien nach dem Abgang von Lehrer Karl Beck zur Übernahme der 1. Lehrerstelle niemand bereitgefunden hatte, wurde ich – Lehrer Erhard Harleß, Pattensen Kr. Harburg, geb. 4.9.1896 zu Meinersen Kr. Gifhorn – von der Regierung zu Lüneburg durch den Herrn Reg. Rat Dr. Schaar gebeten, die Vertretung bis zur endgültigen Besetzung zu übernehmen.

Von Schulrat Gericke, Winsen Luhe wurde mir die Errichtung einer 3. Schulstelle und die Beförderung zum Hauptlehrer zugesichert.

Da die Gemeinde Asendorf sich durch Verschuldung dem Kreis gegenüber außerstande sah, die erforderlichen Geldmittel für die Anstellung eines 3. Lehrers – monatlicher Schulstellenbetrag 135,-M – aufzubringen, bat ich die Elternschaft in 2 Elternversammlungen am 25.1. in der Schule und am 26.1.51 in Dierkshausen bei Gastwirt Dierksen durch freiwillige Geldspenden für eine Zeit von 3 Jahren die 3. Lehrkraft finanziell zu sichern.

Die 3 Schulvorsteher Bäckermeister Gustav Harms und Adolf Oetjen, Maurer zu Asendorf und Landwirt Rudolf Gevers, Dierkshausen erreichten durch persönliche Werbung von Haus zu Haus und von Familie zu Familie die stattliche Summe von 148,- M monatlich.

So konnte Anfang März nach einstimmig gefasstem Beschluss des Gemeinderates durch den Herrn Bürgermeister Hermann Beecken der schriftliche Antrag auf Errichtung einer 3. Schulstelle in Asendorf an die Regierung zu Lüneburg eingereicht werden.

Im Februar 50 wurde der Schulhof durch Hinzunahme des Gartens vom 2. Lehrer um das Doppelte vergrößert.

Der Garten des 1. Lehrers wird unter die beiden Lehrer Harleß und Röhr geteilt. Kollege Röhr verzichtet nicht auf die Benutzung des Obstgartens am Wege nach Drumbergen, was das Gemüseland betrifft.

Entlassen 19; 12 Mädchen und 7 Knaben

Neuaufnahmen 10; 5 Mädchen, 5 Knaben

Schülerzahl: 119; 63 Mädchen u. 56 Knaben, darunter 45 Flüchtlinge

1 Junge verbleibt im 9. Schuljahr, da er als Zimmermannslehrling keine Stelle gefunden hat.

Da durch Blitzschlag in der Nacht vom 12. Auf den 13. Juni das Wohnhaus des Tischlers Hermann Schierhorn ein Raub der Flammen wurde, nahm ich die 4 köpfige Familie des Maurers Willi Schierhorn – Sohn des Tischlers Hermann Schierhorn – für die Zeit des Wiederaufbaus in den unteren Räumen der 1. Schuldienstwohnung auf. Da die Grundmauern stehengeblieben sind, ist mit einem schnellen Aufbau des zerstörten Hauses an der Straße nach Hanstedt zu rechnen. Unglücklicherweise reichten die Schläuche der Asendorfer Feuerwehr vom Dierkshäuser Mühlenbach bis zur Brandstätte nicht aus, sodass vorm Eintreffen der Nachbarwehren keine Hilfe geleistet werden konnte. Trotzdem konnte fast das gesamte Mobilar der unteren Räume in Sicherheit gebracht werden. Nichts dagegen konnte die Tochter Wilma – von Beruf Schneiderin – von ihren Möbeln und ihrer Garderobe und Wäsche aus den oberen Räumen retten. Sie rettete buchstäblich nur ihr nacktes Leben! Die Tochter Wilma fand Unterkunft bei ihrem Bruder in Drumbergen und die alten Schierhorns beim Bauern und Kirchenvorsteher Mencke.

Fahrt zur Ostsee:

 

Die im obigen Bericht aus der Lüneburger Landeszeitung angekündigte Fahrt zur Ostsee am Dienstag den 3. Juli 51 wurde von den beiden Gemeinden Asendorf und Dierkshausen mit 31 Erwachsenen, 32 Mädchen, 31 Knaben, sowie den beiden Lehrern insgesamt also 96 Personen mitgemacht.

Die Fahrt wurde trotz einiger Regenschauer an der Ostsee für alle Teilnehmer das Erlebnis, was der Zeitungsberichterstatter erwartete, das Erlebnis, von dem ein jeder von uns, ob groß oder klein, in der Tat noch lange Zeit zehren wird.

Mit Beginn des Winterhalbjahres am 11.10.51 ist von der Regierung Lüneburg der Junglehrer Martin Barz von der Pädagogischen Hochschule Lüneburg nach hier als 3. Lehrkraft angestellt.

B. ist Lehrersohn, geb. am 26.6.28 in Barförde / Elbe im Kreis Lüneburg. Vor Antritt des 1. Dienstes hier in A. war B. ein Vierteljahr in Stockholm, um schwedische Lebensverhältnisse kennen zu lernen. Wohnung hat der Kollege B. in der Schule gefunden.

Durch die Anstellung einer 3. Lehrkraft ist die hiesige Schule 4 klassig geworden. Jede Klasse ist im Durchschnitt mit 30 Schülern besetzt. Da ein 3. Unterrichtsraum fehlt, wird von jedem Lehrer 2 mal nachmittags in der Woche Dienst gemacht.


 

Entlassen: 10 5 Knaben 5 Mädchen
Neuaufnahmen: 11 3 Knaben 8 Mädchen
Schülerzahl: 119 51 Knaben 68 Mädchen
Flüchtlinge: 45
Berufswahl: Alle 5 Jungen hatten das Glück, Lehrstellen zu bekommen. 3 gingen ins Handwerk: Schlosser, Sattler u. Friseur; 2 in die Landwirtschaft.
Von den 5 Mädchen fand 1 eine Lehrstelle in Hamburg. 1 geht zur Handelsschule nach Harburg. 3 verbleiben im Haushalt.

Ging es im Vorjahr an die Ostsee, so war in diesem Sommer der Harz unser Reiseziel. Der Lehrerverein Brackel hatte für seine Schulen in 2 Sonderzügen mit je 800 Teilnehmern je eine 2tägige Fahrt nach Goslar, Oker , Lautental, Clausthal-Zellerfeld und Altenau mit Übernachtung in einem der Orte ausgearbeitet.

Asendorf fuhr am 23. U. 24. Juni mit 46 Kindern, 34 Erwachsenen und seinen Lehrern nach Altenau als Zielort. Der Fahrpreis betrug 8,50 DM.

Übernachtet wurde im Forstamt auf Stroh. Die Wanderlustigen erkletterten am 1. Nachmittag die 919 m hohe Wolfswarte am Bruchberg. Die Fußschwachen blieben in der näheren Umgebung von Altenau. Für einen Brockenkenner war es ein bitteres, schmerzliches Gefühl, auf dem „norddeutschen Olymp“ den Russen zu wissen, den mit Gläsern bewaffnete Teilnehmer auf dem Brockenfeld gesehen haben wollen. Von der Wolfswarte, die im wahrsten Sinne des Wortes erklettert werden musste, hatten alle „Hochtouristen“ ein herrliches Panorama vom unbesetzten Oberharz.

Am 2ten Tag ging es unter Führung eines echten Harzerrollers – eines Fremdenführers – zu Fuß von Oker über die Berge nach Romkerhall. Auch hier wieder Wermutstropfen im Freudenbecher: nackte Bergrücken, überall Kahlschläge durch den Engländer. Die beiden Tage verliefen sonst in herrlicher Reiseharmonie ohne jegliche Zwischenfälle.


 


Gemäß Verfügung vom 15.1.52 ist die 1. Schulstelle zur Hauptlehrerstelle erhoben, der Lehrer Erhard Harleß mit Wirkung vom 1.12.52 zum Hauptlehrer ernannt.


1.7.52 1953 1954 1955 1956
121 ab 16 20 24 12
zu 14 18 16 17
119 112 109 114
Entlassen 17 6 Knaben 11 Mädchen
aufgenommen 10 7 Knaben 3 Mädchen
Schülerzahl 104 49 Knaben 55 Mädchen
darunter 46 Flüchtlinge
Berufswahl: 4 Knaben fanden eine Lehrstelle, 2 blieben zuhause in der Landwirtschaft. Von den 11 Mädchen blieben 5 in der eigenen Familie, 3 fanden eine Stelle im fremden Haushalt, 2 gehen zur Handelsschule und 1 fand eine Lehrstelle in Hamburg in einem Café.


3tägige Fahrt ins Wesergebirge:

 

Dass der Schulvorstand Ostern 1953 mit Christel Nerstheimer, Tochter des vertriebenen Schneidermeisters Philipp N. als Handarbeitslehrerin eine glückliche Wahl getroffen hatte, bewies überzeugend eine Ausstellung von Handarbeiten am Sonntag, den 14.März 1954.
Jeder Besucher, der den Klassenraum der älteren Kinder betrat, war beeindruckt von der Fülle und Mannigfaltigkeit der ausgestellten und aufgehängten Arbeiten. Über Nacht schien sich der Raum in ein reich ausgestattetes Handarbeitsgeschäft verwandelt zu haben. Da war alles geschmackvoll geordnet. Jede Einzelarbeit wirkte auf den Beschauer wie ein kleines Kunstwerk. Und was gab es beim Rundgang nicht alles zu bestaunen! Da lag in langen Reihen alles, was Mädchen in dem Alter bei Tag und Nacht, im Sommer und Winter tragen, einschließlich Dirndl- und Strickkleider. Doch nicht nur der körperliche Bedarf war zu seinem Recht gekommen. Auch das Haus war bedacht. Für die Stuben waren eine Menge von großen und kleineren Kissen mit gefälligen zum Ruhen und Träumen einladenden Sprüchen ausgelegt, auf den Tischen entzückten sauber gestickte Decken das Auge, und für die Küchen hingen an den Wänden Garnituren in bunter Folge. Dazwischen hatten begabte Zeichnerinnen für die nötige Abwechslung gesorgt.

Eine große Zahl von interessierten Besuchern dankte der 21jährigen Schneiderin und Handarbeitslehrerin aus Bromberg für ihre zielbewusste und vielseitige Arbeit. Möge dieses junge Talent der Schule noch recht lange erhalten bleiben!

Am Sonnabend, den 20.3. wurden 9 Mädchen und 9 Knaben in feierlichem Rahmen in Gegenwart des Bürgermeisters Herrn Beecken, eines Mitgliedes des Schulvorstandes, sowie der Handarbeitslehrerin und einiger Damen entlassen.

Die Klasse hatte durch Balladen, Gedichte und Lieder der Verabschiedung einen würdigen und ernsten Auftakt verliehen. Die Darbietungen standen unter den Leitgedanken:

Liebe zu Gott, Liebe zur Heimat und Liebe zu den Mitmenschen. Unter den Abgängen waren 1 Mädchen u. 3 Knaben, die freiwillig ein 9. Schuljahr abgeleistet hatten.

Am 12.11.54 besichtigten Vertreter der Regierung Lüneburg und des Kreises Harburg mit dem Schulrat Herrn Kluge, sowie dem Architekten Herrn P. Juraschek in Pattensen die Schule. Die Kommission prüfte die Möglichkeiten, einen 3. Klassenraum zu bauen, damit der Nachmittagsunterricht aufhören könne.

Reg. schlägt vor, den 2. Klassenraum in Form von 2 Schlafzimmern dem Schulleiter zu seiner Dienstwohnung zurückzugeben u. dafür auf dem Hof an der Westseite 2 neue Klassen- und 1 Gruppenraum zu bauen. Dieser Neubau sollte durch einen überdachten Laubengang mit dem Schulhaus verbunden werden.

Gemeinderat lehnte das Angebot der Regierung mit der Begründung fallender Schülerzahl – in 5 Jahren von 138 auf 91 – und dem Mangel an Geldmitteln vorläufig ab.

So blieb der für Lehrer und Schüler in jeder Weise unerfreuliche Nachmittagsunterricht erhalten.

Die Baukosten waren vom Architekten auf ca. 60000 DM veranschlagt.

Schülerzahl Ostern 1955:

Entlassen wurden 8 Knaben u. 11 Mädchen. 3 Knaben hatten freiwillig ein 9. Jahr absolviert.

Bestand 91 Schüler.

Von den 9 Knaben blieben nur 4 in der hiesigen Landwirtschaft, von den 11 Mädchen nur 3. Alle anderen Konfirmanden gingen in handwerkliche Berufe oder auf Schulen in Harburg. Wie hier, so zeichnet sich überall in der Bundesrepublik eine Abwanderung aus den landw. Berufen zugunsten der Industrie ab. Gründe: schlechtere Wohn- und Arbeitsverhältnisse, sowie geringere Entlohnung. Das Land Niedersachsen meldet einen jährlichen Abgang von ca. 8 – 9000 Landarbeitern. So sind dann auch unsere Landwirte durchweg ohne fremdes Personal. Dieser Mangel an Arbeitskräften wird durch Einsatz von Maschinen u. Treckern ausgeglichen.

Mit Wirkung vom 1.4.55 wird Lehrer Martin Barz von hier nach Oldershausen Kr. Harburg versetzt, nachdem er hier im Januar 55 die 3te Prüfung abgelegt hatte.

Erst am 1.10.55 wurde die 3. Lehrerstelle mit Frau Gran - geb. am 16.3.25 in Köslin/Hinterpommern – wieder besetzt. Frau G. war vordem in Hachborn Kr. Marburg-Lahn im Lande Hessen tätig. Da ihr Mann als Dr. der Chemie in der Firma Beyersdorf in Hamburg tätig ist, wollte Frau Gran gern in (ihrer) seiner Nähe eingestellt sein. Sie bewohnt das Schlafzimmer der Dienstwohnung des Schulleiters, das auch Kollege Barz inne hatte. Die Gemeinde hatte 2 Zimmer bei dem Bauern Bahlburg für die 2. Lehrkraft freigemacht, die auch für die Zukunft für diesen Zweck gehalten werden soll.


Große Lehrfahrt in die Nordsee

 


Im Zuge der allgemeinen großen Aufforstung nach den ungeheuren Kahlschlägen durch die Feinde nach dem Kriege hat auch die Schule durch ihre Kinder in 3 Jahren – 1953 bis 1955 – ca. 12 Morgen = ¼ der Gesamtfläche der Schulkoppel am Schierhorner Weg aufgeforstet.

Im 3. Jahr -1955- wurde nur nachgepflanzt, was in den beiden ersten Jahren nicht angewachsen war. Das Pflanzgut 70.000 einjährige Kiefern lieferten die Gärtnerei Hornbostel – Salzhausen und das Forstamt Rosengarten. Der Preis betrug für die ersten Sendungen aus Salzhausen 307,52 DM, pro Pflanze 0,6 Pfg. Die Lieferung aus dem Forstamt war gratis.

Gepflügt haben die Schulvorsteher Rud. Gevers, Dierkshausen und der junge Bauer Rud. Maack aus Asendorf.

Gepflanzt wurde an je 2 respektive 3 aufeinander folgenden Tagen von den Jahrgängen 3 – 8. Die Knaben „pümpelten“, machten Löcher –bei dem steinigen Boden oft verteufelt schwere Arbeit- , die Mädchen setzten ein. Oft ging es auch unter den beiden Partnern der einzelnen Reihen – im ganzen 60 – umschichtig. Der Einsatz war durchweg vorbildlich. Fast sämtliche Kinder arbeiteten mit einem wahren Bienenfleiß und ehrlicher Begeisterung.

Der alte Forstamtmann Fiebig, Drumbergen berechnete den Wert der Gesamtfläche, wenn die Aufforstung vollzogen und alles normal 50 Jahre gewachsen sei auf die runde Summe 100.000 DM, 50x2000 DM, ein feines Kapital um die Jahrtausendwende für die Schulgemeinde Asendorf!

Bei meinem Abschied nach 5½ Jahren am 27.3.56 drängt sich mir ein Vergleich zwischen damals -1.11.50- und heute förmlich auf.

Damals – nach erfolgter Währungsreform am 20.6.48 – beherrschten noch die Kuh- u. Ochsengespanne das Straßenbild mit entsprechenden alten Ackerwagen., heute der Trecker mit „Gummiwagen“. Zudem hat fast jeder Bauer und Landwirt seinen Volkswagen, Opel, Taunus oder einen anderen schnittigen neuen Wagen. Die Wohnungen sind in vielen Fällen restauriert, einschließlich Einbau von Badezimmern. Die Dienstwohnung des Schulleiters soll neben 2 weiteren Wohnzimmern (d.h. Schlafzimmer) auch ein Badezimmer bekommen. Dadurch würde endlich der tote Raum; die kalte unfreundliche Diele einer vernünftigen Verwendung zugeführt.

An Neubauten – Wohnhäuser – sind in den verflossenen 5 Jahren 3 entstanden:

1.) Frieda Brendel mit Geschäftsladen,

2.) Erich Thaterwaldt mit Tischlerwerkstatt und

3.) Richard Bahlburg

Dazu in Dierkshausen 2 Wohnhäuser:

1. Heinr. Klipp, Bruder des Mühlenbesitzers Rudolf Klipp und

2. Gastwirt Albert Dierksen.

Vom Wirtschaftswunder in der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik Deutschland nicht erfasst blieben die Wegeverhältnisse. Der Weg nach Dierkshausen ist für Motorradfahrer geradezu lebensgefährlich. Unsere großen modernen Postbusse fahren nur im Schneckentempo dorthin. Dagegen sind die Chausseen nach Jesteburg und Hanstedt in bester Form, besonders das Ende nach Schmalenfelde, das im Herbst und Winter 55/56 erneuert wurde.

Während die meisten Menschen sich in dem Traum wiegten, in diesem Jahr vom Winter überhaupt verschont zu bleiben, holte er im Februar mit unerbittlicher Schärfe wieder ein, was er bis dahin verbummelt hatte. Unerhörte Kältegrade 20°, 24°, 26° Nacht für Nacht, wochenlang in der Zeit vom 23.1. – 1.3.1954. Was Wunder, dass in den meisten Häusern kein Wasser lief! Zuerst konnte Nachbar Brüggemann uns aushelfen. Dann fiel auch er als Wasserlieferant aus. Nun ging es zum Nachbarn H. Flügge, (Gärtnerei) dessen Pumpe unentwegt Wasser weiter spendete.

Die Dierkshäuser Schulkinder zogen natürlich vor, mit den Bussen zu fahren, während 2 Jungen – Manfred Gehrke u. Hans Philipp (Pflegekind bei Gruhlke) – eisern zu Fuß durchhielten. Sie sahen oft wie wahre Schnee- u. Weihnachtsmänner aus. Mein Klassenzimmer hatte oft nur 8-10° trotz der Doppelfenster. Aber gegen den russischen Ostwind war der sonst so zuverlässige Ofen machtlos. Die andere Klasse - nach Westen gelegen – hatte es besser. So versuchten meine Kinder in den Pausen dort wieder aufzutauen. Doch an Kohleferien dachte niemand. Die Bänke wurden dicht an den Ofen herangeschoben, und dann ging's im Mantel tapfer weiter. Erst in den letzten Tagen ging den Schulen in den Städten „die Puste“ aus. Sie mussten vor dem „General Winter“ kapitulieren und „Kohlenferien“ machen.

Wie ein Unglück selten allein kommt, so auch hier. Kollege Röhr und ich mussten den Unterricht unserer erkrankten Kollegin Frau Gran ab 23.1. – Beginn des Winters – bis Schulschluss am 27.3. mit übernehmen. Das „Doppelleben“ hier als Lehrerin und in Hamburg als Hausfrau mit dem ständigen Hin und Her hatte ihre Kräfte überfordert.

Nach Abgang von 12 Schülern – 6 und 6 – am 17.3., sowie einer Umschulung von 4 Kindern – 3 Mädchen u. 1 Junge – nach Hittfeld in die Förderklasse, sowie einer Neuanmeldung von 14 Fibelschützen bleibt ein Bestand von 86 Kindern. In den 5½ Jahren meines Hierseins sackte die Schülerzahl von 138 auf die o.g. Zahl. Die Großstadt Hamburg zieht alles magnetisch an. So blieben von den 12 Konfirmanden auch nur 1 Mädchen und 1 Junge in ihren väterlichen landwirtschaftlichen Betrieben. Alles andere geht in die handwerklichen Betriebe oder auf die Handelsschule. So sind unsere Höfe z.T. ohne festes Personal. Flüchtlingsfrauen und alte Männer versuchen den Mangel an jungen Hilfskräften – denen in der Großindustrie bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne winken – auszugleichen.

Zum 1.4.56 werde ich an meine frühere Schule in Pattensen, Kr. Harburg zurückversetzt. Durch ein Entnazifizierungsverfahren hatte ich nach dem Kriege meine Lehrstelle dort verloren. So kann ich meine Lehrtätigkeit da beenden, wo ich sie am 1.11.1919 angefangen bin.

gez. Harleß, Hauptlehrer


Ostern 1956 wurde der Hauptlehrer Ww. Josef Hanke aus Stelle mit der Leitung der Volksschule betraut. Hanke stammt aus dem Sudetenland (Reg.-Bez. Troppau) und wurde am 4.8.1903 in Znaim, Südmähren geboren. Nach seiner Entlassung von der Wehrmacht im Jahre 1945 konnte er nicht mehr in seine Heimat zurückkehren. Von Ostern 1946 bis Ostern 1956 war er an der Volksschule in Stelle im Lünebg. als Lehrer tätig. Als er den Dienst an der hiesigen Volksschule antrat, hatte die Schule 85 Kinder mit 3 Lehrern (Hanke, Röhr, Gran). Die Wohnung für den Hauptlehrer zur ebenen Erde war sehr klein, da Wohnräume schon früher für die Schaffung des 2. Klassenzimmers verwendet wurden. Für den Vorgänger Harleß genügte diese Wohnung, da er ohne Familie in Asendorf wohnte. Seine Familie wohnte weiter in Pattensen im Hause seines Schwiegervaters. Schon vor Ostern 1956 hatte die Gemeinde einstimmig beschlossen, die Wohnung des Hauptlehrers auszubauen. Vorgesehen war, die Diele als erweiterte Wohnung herzurichten. Nach längerer Verhandlung mit der Regierung kam am 17.7.56 Herr Regierungsdirektor Michalek und Herr Baurat Nonn nach Asendorf, um die Möglichkeit eines Ausbaus der Dienstwohnung für den Hauptlehrer und den Bau einer neuen Klasse an Ort und Stelle zu besichtigen. Es wurde beschlossen, die Wohnung für den Hauptlehrer im Dachgeschoss auszubauen, die beiden Zimmer des Hauptlehrers zur ebenen Erde rechts vom Haupteingang und ein Teil der Diele wurden für einen neuen Klassenraum, die Küche als Lehrerzimmer und der vergrößerte Flur als Aufenthaltsraum für die Schüler in den Pausen bei schlechter Witterung vorgesehen. Die Gemeinde hat die Vorschläge der Regierung einstimmig genehmigt und den Zimmer- und Maurermeister Bahlburg in Jesteburg beauftragt, entsprechende Zeichnungen und Baupläne bei der Regierung und beim Staatshochbauamt einzubringen. Nach vielen Änderungen wurde endlich ein Plan genehmigt und am 11. Oktober 1956 wurde mit dem Bau begonnen. Erst wurde im Dachgeschoss die Wohnung für den Hauptlehrer ausgebaut, die am 10 März 1957 von ihm bezogen wurde. Die Wohnung entspricht mit einem Badezimmer den Forderungen einer neuzeitlichen Lehrerwohnung.

Der Ausbau zur ebenen Erde nahm noch längere Zeit in Anspruch. Der Unterricht musste vorübergehend von einem Klassenraum in den anderen verlegt werden. Die Hauptarbeit wurde in den großen Ferien 1957 durchgeführt. Erst in den Herbstferien wurde der Plastik-Fußboden verlegt und die letzten Malerarbeiten durchgeführt. Nach den Herbstferien wurde von der Firma Schulz in Celle das neue Gestühl für die beiden oberen Klassen bestellt. Der Umbau, der rund  -Betrag fehlt- DM gekostet hat, macht äußerlich einen guten Eindruck. Der Vorraum und die beiden vorderen Klassenräume sind sehr hell und freundlich.

Die Schule vor dem Umbau Mai 1956:

 


September 1956:

 


März 1957:

 


März 1957:

 


März 1957:

 


Schule nach Umbau 1957:

 


Schule nach Umbau 1957:

 


Schule nach Umbau 1957:

 

Der hintere Klassenraum, in dem die alten Fenster bleiben, wirkt im Verhältnis zu den beiden vorderen Klassenzimmern dunkler. Sehr begrüßt wurde von den Kollegen die Schaffung eines Lehrmittelzimmers . Die beiden Vorgärten an der Straße mussten eingeebnet werden. Jetzt können die Kinder zu den Toiletten und zum Schulhof gelangen, ohne dass sie den Bürgersteig betreten müssen. Früher führte dieser Weg immer über den Bürgersteig. Durch die große Schülerzahl und den wachsenden Verkehr konnte das Betreten des Bürgersteigs während der Schulzeit nicht verantwortet werden. Da ein 3. Klassenraum aus der Lehrerwohnung geschaffen wurde, entfiel auch der Nachmittagsunterricht bei 3 Klassen.
Am 10.10.1956 wurde Frau Gran, die wenig in Asendorf unterrichtet hatte, da sie sehr lange krank war, nach Buchholz versetzt.

Infolge des großen Lehrermangels konnte für Frau Gran keine Ersatzkraft gestellt werden.

Erst nach den Sommerferien 1957 wurde Frau Annemarie Wesel, geb. am 24.4.1923, die gerade ihr Studium an der Pädagogischen Hochschule in Lüneburg beendet hätte, der hiesigen Schule als 3. Lehrkraft zugewiesen. Frau Wesel ist Kriegerwitwe aus Wismar in der Ostzone mit einer 14jährigen Tochter. Schwierigkeiten bereitete die Beschaffung einer entsprechenden Wohnung, da im Dorfe keine passende Wohnung zu finden war. Die Gemeinde war aber bestrebt, Frau Wesel als Lehrerin zu behalten. Deshalb streckten einige Bürger des Dorfes Geld vor, damit Herr Richard Bahlburg in seinem Neubau eine Dachwohnung für Frau Wesel ausbauen konnte. In dieser Wohnung wurde Frau Wesel gut untergebracht und sie entspricht auch ihren Ansprüchen.

Die Schülerzahl, die im Jahr 1956 stark gesunken war, stieg indessen auf 94 – 100 Schüler an. Dadurch wurde auch die 3. Stelle gesichert.

Koll. Röhr, der an einer starken Bronchitis leidet, war in den Jahren 1957 und 1958 längere Zeit dienstunfähig. Im Jahre 1957 war er auch zu einer Kur im Schwarzwald. Da sich sein Leiden nicht besserte, entschloss er sich im Januar 1959 bei der Regierung um seine Pensionierung anzusuchen. Diesem Ersuchen wurde stattgegeben. Ostern 1959 trat Koll. Röhr nach Vollendung seines 62. Lebensjahres vorzeitig in den Ruhestand. Die freie Stelle wurde ausgeschrieben und dem Koll. Helmut Mangliers verliehen.

Koll. Mangliers, der aus Schlesien stammt, wohnt in Hanstedt und unterrichtete in Buchholz. Geboren ist er am 1.5.1911. Er hat von Ostern 1957 bis zu den Sommerferien 1957 bereits Koll. Röhr vertreten. Koll. Röhr unterrichtete vom 4.9.1950 bis Ostern 1959 an der hiesigen Schule. In einer schlichten Feier überreichte Herr Schulrat Ordmann in Anwesenheit des Bürgermeisters Beecken und der beiden Lehrkräfte Wesel und Hanke dem Koll. Röhr die Urkunde für seine Pensionierung. Die Regierung in Lüneburg hat dem Koll. Röhr die Genehmigung erteilt, bis 30. Sept. 1959 in der Dienstwohnung zu bleiben. Nachher will er eine Wohnung in Lüneburg beziehen.

Koll. Mangliers hat sich vorläufig ein Zimmer in Asendorf gemietet, seine Familie wohnt noch in Hanstedt.

Die Schülerzahl ist zu Beginn des Schuljahres 1959/60 auf 103 gestiegen, und im nächsten Jahr ist noch ein kleiner Anstieg zu erwarten.

Der Umzug von Herrn Röhr verzögerte sich, weil seine Wohnung in Lüneburg erst hergerichtet werden musste. Am 1. Dezember 1959 zog Herr Röhr nach Lüneburg und Herr Mangliers zog mit seiner Familie in die Dienstwohnung in Asendorf.

Das Jahr 1959 war ein ausgesprochen trockenes Jahr. Es regnete im Sommer kaum, nur in der Umgebung brachten einige Gewitter kleinere Niederschläge. Die Hackfruchternte war besonders schlecht. Viele Brunnen versiegten und die Bauern mussten dem Vieh auf der Weide Wasser hinausfahren, da alle kleinen Wassergräben ausgetrocknet waren. Die Asendorfer Wasserleitung, die ihre Quelle auf dem „Neuen Felde“ hatte, und seit dem Jahr 1913 stets genügend Wasser lieferte, konnte zeitweise den Wasserbedarf der Gemeinde nicht decken. Besonders in den Abendstunden war Asendorf oft ohne Wasser. Zum Glück brach in dieser trockenen Zeit kein Brand aus.

Beim Umbau der Schule wurde vom Gesundheitsamt das Trinkwasser untersucht und festgestellt, dass es für den menschlichen Genuss nicht geeignet ist, trotzdem es die Einwohner seit 1913 tranken, ohne dass hiervon gesundheitliche Schäden auftraten.

Die Wassergenossenschaft Asendorf war daher gezwungen, sich um eine neue Quelle umzusehen. Es wurde daher im Sommer 1960 hinter der Scheune vom Gastwirt Matthies eine Zielbohrung vorgenommen, um einwandfreies Trinkwasser für die Gemeinde zu bekommen. Die Bohrung hatte bei 80 m Erfolg.

Das Wasser ist aber stark eisenhaltig und entspricht nicht den gewünschten Erwartungen.


Zu Beginn des Schuljahres 1960/61 betrug die Schülerzahl 105
zu Beginn 1961/62 101
zu Beginn 1962/63 103

Im Frühjahr 1961 legte Frau Wesel die 2. Lehrerprüfung ab.

Im Jahre 1961 baute sich der Hptl. Hanke in Jesteburg ein Eigenheim. Mit Genehmigung der Regierung bezog er es am 1.12.1961. Die freie Dienstwohnung wurde im Einvernehmen mit der Gemeinde von der Regierung Frau Wesel zugewiesen. Frau Wesel darf die Hauptlehrerwohnung bis zur Neubesetzung der Hauptlehrerstelle bewohnen.

Die Ortsdurchfahrt durch Asendorf war sehr schmal und kurvenreich und entsprach nicht mehr den Erfordernissen des heutigen Autoverkehrs. Es gab Unfälle und einen sogar mit tödlichem Ausgang.

Die Kurven wurden daher im Jahr 1961 begradigt und die Straße verbreitert. Aber erst im Jahre 1962 wurden diese Arbeiten vollendet. Größere Grundflächen mussten die Besitzer Schröder (Vogt), Mencke und Maack abgeben. Besonders bei Maack mussten große und alte Eichen gefällt werden. Die Gemeinde musste sich finanziell an den Kosten beteiligen.

Am Ende der Straßenbauarbeiten wurde bei dem Bauern Schröder (Schwiegervater Vogt) in der Innenkurve der Straße ein Erdhügel eingeebnet. Mit dem Bagger wurde der Sand auf ein Lastauto geladen. Dieser Sand wurde bei Kröger (Harken Kröger) beim Ortsausgang gegen Jesteburg an der linken Straßenseite zur Ausbesserung des Bürgersteiges abgeladen. Bei diesem Abladen entdeckte man einen zerbrochenen Krug mit Münzen. Die Lehrer verständigten Prof. Dr. Wegewitz vom Helms-Museum in Harburg. Herr Dr. Wegewitz kam mit Herrn Drescher und einigen Gehilfen sofort nach Asendorf, um den Fund sicherzustellen. Alles Nähere besagt der eingeklebte Zeitungsausschnitt. Herr Dr. Wegewitz versprach, nach der wissenschaftlichen Auswertung, Lichtbilder von den Münzen für die Schulchronik zu schicken.


 


Ostern 1962 wurde das 9. Schuljahr in Niedersachsen gesetzlich eingeführt. Zu diesem Zwecke entstanden Mittelpunktschulen. Die Schüler aus Asendorf besuchen das 9. Schuljahr in Jesteburg, ebenso die Schüler von Bendestorf, Lüllau und Schierhorn.



Luftbild der Schule aus dem Jahre 1960  


Die Schule in Jesteburg musste aus diesem Grunde vergrößert werden. Es wurde ein ganzer Teil angebaut. Von Ostern 1963 besuchen auch die Schüler vom 7. Schuljahr aus den Gemeinden Bendestorf und Schierhorn die Mittelpunktschule in Jesteburg.

Da Jesteburg auch eine Turnhalle besitzt, fahren die Kinder unserer Schule vom 6. – 8. Schuljahr in den Wintermonaten zum Sportunterricht nach Jesteburg.

Zu Beginn des Schuljahres 1963/64 betrug die Schülerzahl 101.

Im Monat August 1963 brannte das Stallgebäude des Bauern Messing am Tage ab.

Nun habe ich über 13 Jahre an der Schule in Asendorf unterrichtet und trete am 31.7.1969 in den Ruhestand.

Wenn ich einen Rückblick über diese Zeit halte, so muss ich folgende Feststellung treffen: Die Zahl der schulpflichtigen Kinder ist in Asendorf stark gestiegen, die Zahl der Kinder an unserer Schule blieb ungefähr gleich, ja sie ist sogar etwas gesunken. Begründet ist diese Tatsache dadurch, dass die Aufnahmeprüfungen an der Realschule und dem Gymnasium wegfielen und der Drang zur weiterführenden Schule immer stärker wird. Im Schuljahr 1969/70 werden von Asendorf 10 Kinder zur Realschule und 1 Kind zum Gymnasium überwechseln. Diese starken Abgänge wirken sich natürlich auf die Schülerzahlen der hiesigen Schule stark aus.

Die Zahl der Häuser betrug in Asendorf im Jahr 1954 116 in diesem Jahr sind es rund 200.

Trotzdem die Zahl der Häuser so stark gestiegen ist, blieb die Einwohnerzahl mit rund 900 all die Jahre so ziemlich gleich. Zu erklären ist diese Tatsache dadurch, dass viele Untermieter (viele Heimatvertriebene) sich ein Haus bauten und der Hausbesitzer diese freiwerdende zum Großteil kleine behelfsmäßige Wohnung, für sich selbst in Anspruch nahm.

Die Wohnkultur ist überhaupt stark gestiegen. Man baut größere Räume, besonders Wohnzimmer, auch sind größere Fenster und auch die Möbel sind weit komfortabler geworden.

Neu bebaut wurde in den letzten Jahren der Mühlenberg und der Krähenberg an der Hauptstraße. Auch in Dierkshausen entstanden einige Neubauten.

Im Jahr 1966 wurde die Straße von Hanstedt über Dierkshausen nach Schierhorn ausgebaut. In diesem Jahr (1969) wird die Straße von Brackel nach Schmalenfelde gebaut. Sie soll später bis nach Dierkshausen ausgebaut werden. Die Brücke bei Schmalenfelde über die Aue, die bisher nur einspurig zu befahren war, wird neu gebaut.

Asendorf war nach dem 2. Weltkrieg fast noch ein reines Bauerndorf. Die Neubauten gehören jetzt Geschäftsleuten und Handwerkern. Einige kleinere Bauern haben ihre Landwirtschaft entweder ganz aufgegeben, oder sich teilweise eine andere Beschäftigung gesucht, um den Lebensstandard mit anderen Berufen zu halten. Dadurch hat sich der Charakter des Dorfes geändert. Als ich 1956 nach Asendorf kam, sah man noch fast auf jedem Bauernhof Pferde, obwohl auch schon einige Trecker zu sehen waren. Jetzt zählte ich mit den Kindern in Asendorf und Dierkshausen zusammen nur noch 8 Arbeitspferde.

Durch den allgemeinen Wohlstand bedingt, halten sich wohlhabende Leute Reitpferde. Der Reitverein in Jesteburg hat regen Zuspruch und hat in den letzten Jahren eine neue Reithalle gebaut.

Die Motorisierung macht gewaltige Fortschritte. 1956 hatte Asendorf mit Dierkshausen rund 10 Pkw. Jetzt sind es 170.

1957 hatte der Nachbar der Schule, der inzwischen verstorbene Herr Brüggemann, den ersten Fernseher. Heute findet man fast in jedem Hause einen solchen Apparat.

Auch die Telefonanschlüsse sind stark gestiegen. In Jesteburg wurde 1969 die neue Vermittlung in Betrieb genommen und die Nummern der Teilnehmer von 3 auf 4stellige Zahlen erweitert.

Das Wasser für die Gemeinde aus dem neuen Brunnen hinter der Gastwirtschaft Matthies entsprach nicht den Erwartungen. Es war sehr stark eisenhaltig, in der Farbe braun, und die Hausfrauen konnten ihre weiße Wäsche darin nicht waschen. Im Jahre 1965 wurde ein neuer Brunnen auf dem Mühlenberg gebohrt. Aber auch dieses Wasser entspricht nicht voll den Wünschen der Ortsbewohner. Es ist immer noch eisenhaltig.

Als besonderes Ereignis ist in Asendorf die Gründung des Schützenvereins anzusehen. Vorher gehörte Asendorf zum Schützenverein Jesteburg und Dierkshausen zum Schützenverein Hanstedt. Bei der Gründungsversammlung am 28.12.1966 wurde der Schützenverein Asendorf und Umgebung e.V. gegründet. Damals hatte der Verein 51 Mitglieder.

Der Vorstand setzte sich zusammen:

1. Vorsitzender: Emil Schröder
2. Vorsitzender: Arnold Bisping
Schriftführer und Kassierer: Lehrer Helmut Mangliers
Stellvertreter: Peter Muus
1. Schieß- und Sportwart: Waldemar Ehlbeck
2. Schieß- und Sportwart: Reinhard Laboga
Kommandeur: Rudolf Maack
Juniorenwart: Siegfried Lange

Am 14. 2.69 war die Gründungsversammlung der Damenabteilung mit 32 Mitgliedern.

Der Schützenverein hat heute (1.6.69) 94 Mitglieder.

Kollege Mangliers wurde die Seele und der Motor des ganzen Vereins. Den raschen Aufschwung und die rege Tätigkeit hat man wohl vorwiegend ihm zu verdanken. Im Jahre 1967 baute man, zum Großteil in Selbsthilfe, das Schützenhaus auf dem Krähenberg. Außer den Aufnahme- und Beitragsgeldern bekam der Verein noch viele Spenden.

In den neuen Häusern wohnen viele Hamburger, die täglich nach Hamburg fahren, um ihrer Tätigkeit nachzugehen. Diese Familien gaben oft namhafte Spenden.

Das 1. Schützenfest wurde unter reger Beteiligung der Bevölkerung am 25. November 1967 abgehalten.

Am 1.8.1969 trete ich in den Ruhestand. Mein Nachfolger als Leiter der Schule wird Kollege Mangliers.

Donnerstag d. 24.7.1969 wurde ich von Schulrat Ordemann im Beisein der Gemeindevertretung, den Kollegen der Schule, 2 Vertretern des Schulvereins und aller Schulkinder verabschiedet. Anschließend gab die Gemeinde ein Essen im Gasthaus „Zur Heidschnucke“ in der „Asendorfer Heide“.

An das Schlusskapitel von Herrn Hanke lässt sich schön anknüpfen: Auch ich, der Lehrer Helmut Mangliers, bin am 11.7.1973 auf dem Friedhof der Pensionierung beigesetzt worden. Feierlich natürlich! Und weil Asendorf inzwischen der Samtgemeinde Hanstedt angehört, waren sogar von dort die Herren Samtgemeinde-Direktor, Rektor und Konrektor zusammen mit dem Chor der Mittelpunktschule Hanstedt erschienen. Als gesunden Ausgleich gab es in der „Heidschnucke“ statt Schinkenbrötchen wie bei Kollege Hanke nur kalte Platten.

Bin ich auch keineswegs ein Vertreter des „Personenkultes“, so hatte die Sache doch eine gute Seite: Die Stellung des Lehrers u. der Schule wird hier einmal hervorgehoben! Das ist nicht ganz unnötig. Der „Zeitgeist“ hat auch in Asendorf Einzug gehalten! Da es sich weniger um „Geist“ handelt, sollte man schlichter sagen: die „Zeit“ hat Einzug gehalten! Eine gemäßigte Anarchie! Die Jugend – und Schuljugend! – trägt schon eine wallende Haarpracht, kleidet sich von „schnuckelig“ bis „materialistisch“, raucht allenthalben, lässt sich von Mofa u. Moped gemächlich knatternd in solche Freiheit entführen oder besitzt sogar schon einen „Feuerstuhl“, mit dem es sich – Gesetze missachtend- in noch freiere Gefilde hinausschießen lässt!

Dagegen ist von richtigem Sport keine Rede mehr. Überhaupt wird Anstrengung nicht sehr hoch bewertet. Die Zahl der Heimkehrer aus der Realschule zurück in die Volksschule beweist es unter anderem.

Ich verurteile hier nicht die Jugend – die ist genauso „klug“ wie eh u. je – sondern ich meine hier die Elterngeneration! Aus dem gemächlichen Asendorf ist eine Wohlstandsgesellschaft geworden. Die Eigenheime sind größer geworden, die die Möbeleinrichtung ist luxuriös, u. die Gärten gepflegt u. ewig getrimmt wie die Hunde!

Diese hohen Ansprüche verwirklicht man natürlich mit Überstunden. Besser noch: mit der Berufstätigkeit von Vater und Mutter! Bekanntlich kann aber die Schule auf die Hilfe des Elternhauses gar nicht verzichten. Schon gar nicht die Realschule oder gar Oberschule!

Es gibt zu viele Eltern, die glauben, der Realschulbesuch ihrer Kinder stünde ihnen auf Grund ihrer wirtschaftlichen Lage zu!

[Wenn man in älteren Hauptbüchern die Schulleistungen etlicher Eltern betrachtet, dann kann der Besitz eines Hauses wahrscheinlich nicht genug sein, um Kinder zur höheren Schule zu schicken. Übrigens sind einige Eltern schon dabei, ihr Geld in ein zweites Haus anzulegen. – Was die Schule wieder mitverarbeiten muss!]

Der langen Rede kurzer Sinn: Der einzelne Asendorfer Bürger hat sich auf sein Privatgut zurückgezogen. Es würde ihm z.B. nicht mehr einfallen, irgendeinen Fehler irgendeines Schülers auf der Straße zu rügen oder gar abzustellen.--- Als Beispiel: Die Bushaltestelle gegenüber der Schule. Die auf den Schulbus von Dierkshausen wartenden Schüler rauchen, rauchen!!! --- Und die Lehrer in der Asendorfer Schule, die es mit ansehen? Es gilt das Gesetz: Die Aufsichtspflicht des Lehrers endet am Schulzaun! Jede, auch die kleinste körperliche Züchtigung ist verboten! Der Lehrer hat also alles mit „Psychologie“ u. „Pädagogik“ zu machen. Er ist schließlich doch „wissenschaftlich“ dafür ausgebildet!

Andererseits muss die Schule natürlich auf den Drang zur Realschule eingehen, muss von ihren Schülern mehr fordern und – eine Anzahl überfordern. Die alte „Gemütlichkeit“ ist aus der Schule verbannt. Die Schulzeit ist wirtschaftlich auszunutzen. So schöne Dinge wie Singen, Zeichnen, Sport, Religion kommen zu kurz.

Deshalb hat auch Schulmeister Mangliers die Chronik zu ergänzen erst nach seiner Pensionierung angefangen. Das gemütliche Zeitalter war auch für den Lehrer – im Dienst! – vorbei.

Hier etwas Statistik: am Ende der Schuljahre

1968/69 = von 18 Schülern des 4. Schuljahres gingen 10 zur Realschule hinüber!
1969/70 (kein 4. Schuljahr) = 1 zur Oberschule, 2 zur Realschule
1970/71 = von 17 Schülern des 4. Schuljahres in Hanstedt = 3 zur Oberschule, 5 zur Realschule
1971/72 = 13 Schüler zur Oberschule, 1 zur Realschule

In früheren Zeiten war ein Schüler, der eine weiterführende Schule besuchen wollte, eine Seltenheit. Das hatte für die Oberstufe, der Volksschule große Vorteile! Die „Zugpferde“ blieben in der Klasse!

Mit dem Ende des Schuljahres 1970/71 verliert die Schule Asendorf ihre 3. Klasse (5.- 8. Schuljahr). Dazu unsere Frau Annemarie Wesel. Die zieht um auf die Schule Hanstedt. Wo ihre Tochter inzwischen schon Lehrerin ist!

Damit wird Asendorfs gesamte Mittel- und Oberstufe (bis zum 9. Schuljahr) in Hanstedt unterrichtet!

Vom Schuljahresbeginn 1972/73 an verlassen uns auch noch alle Dierkshausener Schulkinder! Begründung der Dierkshs. Eltern: die Kinder könnten günstiger nach Hanstedt gelangen!--- Ich bezweifele die Echtheit dieser Behauptung. Es hat sich schnell herausgestellt, dass der Schülertransport Dierkshausen – Hanstedt keineswegs günstiger läuft, als der alte Dierkshausen – Asendorf. Ich nehme an, die Eltern haben geglaubt, an einer Mittelpunktschule lernten auch die Grundschüler mehr als an einer gewöhnlichen Dorfschule.

Und die Begründung der Regierung: 56 Schüler für zwei Asendorfer Klassen seien genug!

Mit Beginn des nächsten Schuljahres 1973/74 wird die Asendorfer Schule ihr Eigenleben ganz aufgeben müssen. Genauer gesagt: sie wird eine Filialschule der Mittelpunktschule Hanstedt! Sie bleibt überhaupt nur am Leben, weil das Geld für den weiteren Ausbau der Hanstedter Schule fehlt! Übrigens siedeln Asendorfer Schüler und Lehrer damit auch in den Schulaufsichtskreis Harburg – Ost über und unterstehen damit dem Schulrat in Winsen.

Der Schulleiter ist von nun an der Rektor Buchert, und Asendorfer Lehrer zählen zum Kollegium der Schule Hanstedt. Da sich jeder Asendorfer Lehrer in diesem Kollegium wohl fühlt, ist das für unsere Kollegen geradezu ein Gewinn. --- 3 oder gar 2 Lehrer nämlich sind eine recht kleine Gemeinschaft. Natürlich hat auch die ihre Vorzüge. Es hat in Asendorf nie Konferenzen gegeben, nicht die immer neuen Vertretungspläne und Springstunden, keinen Kampf um dies oder jenes. Entscheidungen konnten im Handumdrehen gefällt werden.

Gewiss hatten wir Kollegen uns manchmal laut (!) die Meinung gesagt, ich habe es aber nicht erlebt, dass man dem anderen – wenigstens nach außen hin – länger als 24 Std. nachtrug. Dafür waren auch alle Kollegen von Herrn Hanke bis zur Frau Wesche hin zu nette Kollegen. Drum, als mich der Schulrat bei meiner Verabschiedung im 72. Lebensjahr fragte, in welcher Schulstelle ich mich am wohlsten gefühlt habe, musste ich der Wahrheit wegen antworten: in Asendorf! Das verdanke ich nicht zuletzt allen meinen Kollegen hier!

Der Vollständigkeit wegen, neben unserer Kollegin Frau Wesel noch eine Dame erwähnen: unsere Nadelarbeitslehrerin Frau Hanke! Natürlich die Gattin unseres ehemaligen Hauptlehrers! --- Über seine Frau und ihre Handarbeitsstunden – und über seine zahlreichen Bienenvölker in der Asendorfer Feldflur! – ist Herr Hanke mit unserer Schule weiter verbunden geblieben.

Für mich, den Helmut Mangliers, bleibt noch eine Verbindung in meiner Erinnerung mit Asendorf bestehen: den Schützenverein! Wenn ich auch nicht glauben darf, was Kollege Hanke in der Chronik vermerkt hat: ich sei die Seele des Vereins gewesen! so muss ich doch zugestehen, dass ich durch die 20 Jahre Mitgliedschaft im Schützenverein mit Asendorf noch mehr verbunden bin!

Obgleich Vereine u. Vereinsleben scheinbar nichts mit Schule zu tun haben, will ich doch noch einiges darüber sagen. Als Dorfschulmeister Anno Dazumal hat man auch außerhalb der Schule genügend Verpflichtungen! Das war damals an einem kleinen Ort nicht zu umgehen. Es ist verständlich, dass man zum Protokollschreiben überhaupt für Schrift- und Kassenführung zu gerne einen Lehrer wünscht. So bin ich an den Schützenverein, den Turnverein, den Spielmannszug geraten.

Der Schützenverein hatte sich immer einen Spielmannszug gewünscht. Als wir mehr als 2000,00 DM zusammen hatten, wurden Instrumente gekauft und die Asendorfer Schuljugend angeworben. Heut ist der Asendorfer Kinderspielmannszug eine weit über die Kreisgrenze hinaus bekannte Truppe, die überall aufspielt. Und natürlich auch bei den Asendorfer Schützen.

Aus naheliegenden Gründen schien es aber angebracht, den Spielmannszug dem „Deutschen Turnerbund“ zuzuordnen. War erst einmal der Turner-Spielmannszug da, musste auch noch der Turnverein drum herum geschaffen werden! Asendorf gründete eine Damenabteilung und eine Kinderabteilung. Das ist keinesfalls eine Verlegenheitslösung gewesen. Die Damenabteilung leitet eine Diplom-Sportlehrerin Frau v. Winkler. Sie macht ihre Sache so vorzüglich, dass der Asendorfer Damenabteilung beinahe schon ebenso viele Damen aus Hanstedt und Dierkshausen angehören, wie Asendorfer Damen daran beteiligt sind. Frau v. Winkler arbeitet mit der Kleinkind-Gruppe (3 bis 6-jährige) ihre Tochter und Frau arbeiten mit unseren Kindern des 1. bis 4. Schuljahres. Alle Fäden hält in seiner Hand zusammen Kollege Wesche als Oberturnwart!

Übrigens haben wir die verwaiste 3. Klasse in eine „Turnhalle“ verwandelt. Zu den Sportgeräten der Schule (Pferd, Kasten, Matte, Bälle hat der Verein untrer anderem eine Sprossenwand anbringen lassen.) Zuvor musste die Klasse an jedem Montag mit den vereinten Kräften der Lehrer u. Schüler ausgeräumt werden.

Jetzt aber kommt eine ganz unverdiente Schwierigkeit auf unseren Turnverein zu. Die Klasse wird anderweitig gebraucht!

Das verhindert übrigens auch, dass unsere Schule in den – geplanten! – Kindergarten umgewandelt wird! In Jesteburg u. Hanstedt sind solche Kindergärten schon entstanden. In Asendorf hatte man sich wenigstens schon darauf vorbereitet. In den Sommerferien 1972 sind die Lehrmittelräume in moderne Toiletten umgebaut worden. Solange hatte Asendorf noch sein „Plumsklo“! --- Hier denke ich zurück an einen ganz kalten Winter. Die „Scheiße“ der Kinder gefror sofort, der „Scheißberg“ wurde immer höher, man musste sich oben aufs Plumsklo begeben!

Zurück zum Anfang: O weh, ich soll die Asendorfer Schulchronik weiterführen. Und das nach 15 Jahren Ruhestand mit meinen Gedächtnislücken! -- Ich habe soeben den Chronikteil meines Kollegen Hanke gelesen. Was der alles aus seiner Asendorfer Schulzeit gemeldet hat! Das ist vorbildlich! --- Überhaupt Schulleiter Hanke war ein Vorbild! Er hat seine beiden unteren Kollegen nie gerügt, beschimpft. Er war ein so liebenswerter „Vorgesetzter“. Drum ist die Verbindung zu ihm auch nach 19 Jahren noch immer nicht abgerissen. Man bewundert ihn noch heute, den 85 Jahre alten u. noch immer so strammen Mann. Natürlich zusammen mit seiner fast 20 Jahre jüngeren Ehefrau! Die ihn so kräftig stützt! Kein Wunder, dass auch sie eine Asendorfer Schulmeisterin war, für die Mädchen! Mit Fach !Handarbeit“!

Und die Kollegin Frau Annemarie Wesel? Sie war eine so nette Dame. Eben wie man sich eine Kollegin vorstellt. Ihre Verbindung zu ihrem Ehepaar Hanke klappt weiter.

Nun zur Schule, zum Schulalltag. In den größeren Pausen war Asendorf immer eine „einklassige“ Schule. Die großen Jungen forderten alle Jungen des 4. Und 5. Schuljahrs an zum Fußballspiel auf dem größeren Schulhof. Die großen Mädchen packten alle Mädchen/Jungen des 1. und. 2. Schuljahrs an und betrieben zusammen mit allen übrigen Mädchen Kreisspiele. Niemand wurde in den Pausen ausgelassen.

Dazu noch: Als es den Schulmeistern verboten war, den Frechdachsen unter den Kindern eins auszuwischen, pflegte ich, einem großen Mädchen zuzurufen: „Guck mal, die beiden Kerls prügeln sich! Geh mal hin und prügele sie auseinander!“ Jawohl, die großen Mädchen genossen großen Respekt!

Nicht bloß auf dem Schulhof. Wo etliche große Mädchen noch bewundernswerter mitwirkten: Bei den Theatervorbereitungen! Wenn ein Mitspieler hier versagte, dann sagte ich: „Marianne (Kaiser), mach`s ihm mal vor!“ Und besagtes Mädchen war geradezu eine Schauspiel-Prinzessin, die alles konnte! Sie wurde von ihren Mitspielern und den Zuschauern bewundert! --- Solche Schauspielabende waren ein Ereignis für Asendorf. Der Zuschauerraum im Gasthaus Matthies war gefüllt mit Eltern, Verwandten u. dem Rest der Asendorfer.

Und nun wieder zurück in den Schulalltag, nachdem mir Kollege Hanke seine Oberklasse übergeben hatte.

Der Schultag beginnt. Einer von uns Lehrern hat die Aufsicht. Also ich soll sie heute haben. Etwa 20 Minuten vor Schulbeginn gehe ich hinunter, schließe die Schultür auf und wandere auf dem Bürgersteig hin und her.

Zur Winterzeit war jemand längst vor mir unten gewesen. Um 5 Uhr morgens, um die Öfen anzuheizen! "Zimmer-Liesel“ hat sie geheißen. Und nachmittags erschien sie abermals, um die Klassenräume und den Flur zu säubern.

Und jetzt an die strengen, schneereichen Winter zurückdenken! Eine Stunde vor Unterricht hatte ich mit dem Schneeschieber hinunter zu gehen. Das Schneeräumen war immer meine Aufgabe. Natürlich gehörte der Bürgersteig so lang wie möglich dazu!

Kehren wir nun zum Sommer zurück. Die Schüler kommen. Etliche mit dem Fahrrad. Also die aus Dierkshausen u. andere, die noch hinter dem Wirtshaus Heidschnucke wohnen.

Meine Aufgabe war es, die Räder zu kontrollieren. Ein Rad, das Fehler aufwies, hatte auf dem Schulhof nichts zu suchen. --- Ging ich einmal in der großen Pause auf Dierkshausen zu, was entdeckte ich hinter dem letzten Asendorfer Haus? 2 oder 3 Fahrräder lagen im Straßengraben!

Zurück in meine Schulklasse. 5., 6., 7., 8. Schuljahr in einer Klasse! Was hörte man? Nur Flüstern! Denn wenn z.B. das 7./8. Schuljahr eine schriftliche Arbeit – Aufsatz, Rechenaufgaben – zu erledigen hatte, dann durfte ich mit meinem 5./6. Schuljahr nur flüstern! Solche Disziplin herrschte! Keine verordnete, befohlene Disziplin! Jeder Schüler verstand, warum man die Schreiber nicht stören durfte!

Übrigens, es war schon einmal die Rede davon, dass die „Zugpferde“ jeder Klasse anno dazumal in der Asendorfer Schule noch verharrten. Ganz wichtig! Kam ein Schüler mit seiner Aufgabe nicht zurecht, wurde ihm ein „Zugpferd“ vorgespannt. Das war meist ein Mädchen.

Noch einmal „Zugpferde“! Das geschah im Sommer: Heiß, heiß! „Hitzefrei!“ wird angesagt. Was es da zu erleben gab! In Jesteburgs Badeanstalt! Die war u. blieb an „Hitzefrei-Vormittagen“ leer! Die Asendorfer haben sie immer allein benützt, genossen! ~~~ Also in Asendorf: Alle Mann auf die Fahrräder! Aber nur in Gruppen zu je 3 Schülern! Vorn einer vom 4. Oder 5. Schuljahr, dahinter ein kleiner Kerl, als letzer das „Zugpferd“. Das Zugpferd aus der Oberklasse setzte sich erst in Jesteburg an die Spitze, wo an mehreren Stellen Vorfahrt zu beachten war! Und so lernten alle Schüler die Kunst, im Straßenverkehr zu radeln. ~~~Das machte sich bezahlt, wenn die Radfahrprüfung dran war! Am Ende solcher Prüfung kam Jesteburgs Polizist nach Asendorf, um mir mitzuteilen, dass nur die Asendorfer diese Prüfung hervorragend bestanden hatten!

Und hier die zahlreichen Radtouren nicht zu vergessen! Die wir unternahmen, um die Heide in verschiedenen Jahreszeiten anzuschauen, um die gesamte Umgebung Asendorfs kennenzulernen. Das Fahrrad war damals noch das Verkehrsmittel.

Noch einmal zurück in die Badeanstalt. Auch hier wurden „Zugpferde“ gebraucht. Die Badekinder waren immer in kleine Gruppen eingeteilt. 3 in jeder Gruppe. Zwei waren im Wasser, und der dritte ging am Rande des Wasserbeckens mit, um die beiden anderen zu beobachten. Die Folge, der Erfolg. Es ist nie ein Kind ertrunken! Wieder war die Asendorfer Schule etwas Besonderes!

Zurück zum gewöhnlichen Schulalltag in Asendorf –

Wann war Unterrichtsende? Um 12 Uhr. Aber nicht für den Lehrer Mangliers! Schüler, die ihre gestrige Hausaufgabe allzu schlecht zusammengekleistert hatten, mussten jetzt nachsitzen! Das ergab meistens ½ Überstunde für den Mangliers, oft aber auch mehr.

Wer wurde „bevorzugt“? Die schwachen Schüler, die es in den Hauptfächern nicht geschafft hatten, die also sitzengeblieben waren. Die durften sich neben ihre aufgestiegenen Kameraden setzen, um mit denen die Fächer Erdkunde, Naturkunde und Geschichte zu absolvieren.

„Erdkunde“! Alle Sommer- und Herbstferien bin ich damals in meinem Campingbus durch ganz West- und Südeuropa gereist und habe mit meiner guten Kamera Unmengen von Aufnahmen gemacht. Übrigens von Osteuropa war auch das interessante Jugoslawien etliche Male dabei!

Und was die „Naturkunde“ anbetraf, was gab es damals noch alles zu beobachten, zu fotografieren! Fischottern, Hamster, Wiesel, Marder, Dachse, Nester von Störchen, Bussarden, Turmfalken und, und ---. Dazu gab es ja auch noch den „Wildpark“ an der Autobahn.

Und was die „Naturkunde“ anbetraf, was gab es damals noch alles zu beobachten, zu fotografieren! Fischottern, Hamster, Wiesel, Marder, Dachse, Nester von Störchen, Bussarden, Turmfalken und, und ---. Dazu gab es ja auch noch den „Wildpark“ an der Autobahn.

Noch einmal: „Die Asendorfer sind die besten!“ Das hat man später aus dem Munde der Hanstedter Schulmeister gehört. „Die Asendorfer sind die besten im Fach Biologie!“ – Kein Wunder, jeder Schüler, ob Mädchen oder Junge, hatte eine Nicht-Giftschlange in die Hand zu nehmen, einen Frosch, eine Eidechse, einen toten Hamster, eine tote Ratte. Immer wieder brachte ein Mitschüler so ein Tierchen mit in die Klasse, oder der Lehrer selber tat`s. Tiere, die nicht angrührt werden durften: ein toter Fuchs (Gefahr Tollwut!), eine lebende Kreuzotter.

Noch einmal zurück zu „Die Klasse wird für einen anderen Zweck gebraucht“ --- Die Folge davon: Asendorf braucht jetzt einen Spielplatz! Einen größeren, z.B. für die Fußballer! ~~ Wo soll der liegen? Wir entdecken eine Rasenfläche nicht weit vom Flüsschen „Schmale Aue“. Und könnte neben einem Spielfeld hier nicht auch noch ein Schwimmbad ausgehoben und dann mit dem reinen Wasser der Aue gefüllt werden?

Also erst einmal ran an den Fußballplatz – Alle Schulkinder helfen mit, ihn zu begradigen, zu säubern. Dann werden 2 Tore aufgestellt! Jawoll, der Platz wird gebraucht!

Gibt es den heute noch? Der Schützenverein hat doch einen so großen und viel schöneren Sportplatz hinterm Schützenhaus angelegt. Einen Platz mit einer Laufstrecke an seinem Rande --- Und so etwas soll ein „Schützenverein“ getan haben? Müsste es nicht ein „Sportverein“ gewesen sein? Ganz einfache Lösung dieser Frage: Alle Schützenvereinsangehörige sind jetzt auch noch Sportvereinsmitglieder! Ein ideales Gespann!

Zurück zur Frage: Gibt es unseren alten Fußballplatz noch? ~~~ Ehepaar Behrens aus Asendorf am 3. Oktober 1989 extra zu uns her nach Hanstedt gekommen, um mitzuteilen: „Der Sportplatz ist noch voll da!“ Rudolf Maack ist jetzt der Besitzer. Vermietet hat er ihn an den Doggen-Klub. Der hält ihn in Ordnung zusammen mit dem kleinen Blockhaus, worin eine Küche zum Essen u. Feiern. Beinahe jeden Sonntag üben die Doggen hier.

Statt einer Badeanstalt gibt es Fischteiche neben dem Doggenklub, worin Lachse gezüchtet weden. Mehrmals in jeder Woche kommt der Besitzer dieser Lachse nach Asendorf.

Der nächste Zettel zum Abschreiben in die Schulchronik:

Ehe Kollege Hanke in Pension ging, war schon alles klar: Die Asendorfer Schule würde aufgelöst werden, die Kinder würden nach Hanstedt umgeschult werden!--- Diese Voraussagen sind nicht eingetroffen. Heute, 3 Monate vor meiner Pensionierung ist alles unklar. Werden alle Klassen nach Hanstedt hinübergehen? Werden weiterhin zwei Klassen in Asendorf bestehen bleiben? Wird sogar ein Lehrer von Hanstedt nach Asendorf abgeordnet werden?

Warum diese Ungewissheit? Zwei Gründe dafür: Erstens ist die Sache in erster Linie eine Raumfrage in der Schule Hanstedt. Und da noch andere Schulen aufgelöst und mit Hanstedt verschmolzen worden sind, ist der Hanstedter Erweiterungsschulbau nicht nachgekommen. Zweitens, die Linie Asendorf – Hanstedt wird von einer Kreisgrenze durchschnitten! Unsere großen Schüler, die in Hanstedt unterrichtet werden, unterstehen dem Schulaufsichtsbezirk Winsen, unsere Asendorfer Schüler aber dem Schulrat in Buchholz. Einerseits ist der Schulrat in Buchholz für uns verantwortlich, andererseits gehört Asendorf – nach der Gebietsreform – zur Samtgemeinde Hanstedt und somit zum Kreisteil Harburg-Ost. So fühlt sich niemand so recht für uns zuständig. --- Das hat einen Vorteil: Seit Kollegen Hankes Abgang hat noch kein Schulrat unsere Schule wieder richtig besucht. Auf die Frage, wann einer wieder mal käme, bekam ich die Antwort: „Bei Ihnen ist ja nichts los. Das heißt es läuft ja alles reibungslos.“ --- In der Tat schlucken wir unseren Ärger runter und regeln alles innerhalb des Dorfes.

Mit dem Ende des Schuljahres 1970/71 verliert die Asendorfer Schule ihre 3. Klasse, das 5. bis 8. Schuljahr. Eine Lehrkraft nämlich Frau Annemarie Wesel geht mit zur Hanstedter Schule, wo ihre einzige Tochter bereits Lehrerin ist. --- Damit wird Asendorfs gesamte Mittel- und Oberstufe in Hanstedt unterrichtet.

Vom Schuljahrsbeginn 1972/73 an verlassen uns auch alle Dierkshäuser Schulkinder. Begründung der Dierkshäuser Eltern: Ihre Kinder könnten günstiger nach Hanstedt gelangen! – Ich bezweifle die Echtheit. Es hat sich schnell herausgestellt, dass der Schülertransport Dierkshausen – Hanstedt keineswegs günstiger zu lösen ist als der vorige. Ich nehme an, die Eltern haben geglaubt, an einer Mittelpunktschule lernten auch die Grundschüler mehr als an einer gewöhnlichen Dorfschule.

Das einzige, was uns weiter zu Jesteburg verband, waren Radfahrprüfung und Badeanstalt.

Jeder im 4. Schuljahr muss eine theoretische (Fragebogen) und eine Fahrprüfung bestehen. Asendorfer Kinder pflegen hier auffallend gut abzuschneiden. Der Grund: Unsere kleine Schule kann natürlich diese Prüfung beliebig gut vorbereiten. Noch ein Grund: Wir Asendorfer Lehrer haben den Eltern noch niemals verraten, dass die Fahrprüfung (aus unerforschlichen Gründen) von ihnen verweigert werden kann. Ein Vater darf also sagen: „Ich erlaube nicht, dass mein Kind in diesen gefährlichen Jesteburger Straßenverkehr mit hineinfährt! ~~~ Denselben Vater kümmert es keinen Augenblick, dass sich sein Kind mittels Fahrrad überall umhertreibt. Kinder üben, was unsere Erwachsene heute schon tun, sich nämlich über alle Verkehrsregeln hinwegzusetzen. Das hohe Gut „Freiheit“, dabei sein Leben zu riskieren, steht –laut Rechtsstaat! – höher als ganz gewöhnliche Vernunft. (Die Demokratie sägt wieder einmal an dem Ast, auf dem sie sitzt. Aus der Geschichte lernt man, dass man aus der Geschichte nichts lernt.)

[„Von deutschem Boden wird nie wieder ein Krieg ausgehen!“ hat man geblabbert. Wieso hat uns dann bis Ende 1989 das Auto etwa 10.000 Tote beschert? Dreimal soviel, wie uns der Polenfeldzug gekostet hat!]

Um auf`s Radfahren zurückzukommen. Nach der strengen Radfahrprüfung fährt man wie zuvor: Wie und wo man will! Das neue Kinderfahrrad entspricht genau der Fahrweise: Es ist kein gewöhnliches Verkehrsmittel, es ist eine Zierde, ein Symbol von Wohlstand und „Wer bin ich!“.

[Ein Rückblick auf mein Schulalter anno damals: Ein Rad konnte meine Mutter nicht bezahlen. Ich musste mich auf meines im 1. Weltkrieg gefallenen Vaters Fahrrad setzen: Rad ohne Freilauf! In der Internatsschule habe ich dann ständig mein Mittagsfleisch und noch anderes Delikates verkauft (25 Pfg. für die Fleischportion), um so zu einem Rennrad zu gelangen.]

Noch ein Großprojekt. Es vergrößerte sich von Jahr zu Jahr. Der Initiator – der Anreger, Anstifter – war wieder mal Schulmeister Mangliers.

Wer waren die Jäger in Asendorfs Jagdrevier? Etliche Hamburger waren darunter, wohlhabende! Ich zu etlichen Bauernsöhnen : Jetzt macht ihr die Jägerprüfung und löst die Auswärtigen ab! ~~Also setzten wir uns hin und büffelten für die Stunden in Holm – im Gasthaus Lohmann, wo wir von Förster Wetzel unterrichtet wurden. Da die Namen Wetzel u. Lohmann aus meinem Gedächtnis verschwunden waren, hat sie mir das Asendorfer Ehepaar Menke in die Schulchronik geliefert. Die beiden haben hinzugefügt: Die 3 Anwärter auf der 1. Jägerprüfung haben Wilhelm Behr, Arnold Bisping und Horst Matthies geheißen!

Ich habe zweimal die Prüfungen mitgemacht und habe dabei den Asendorfern Nachhilfe erteilt. Etliche Asendorfer Bauernsöhne sind seitdem Jäger nach bestandener Jägerprüfung. Ich selbst war danach auf jeder Jagdveranstaltung mit dabei –Als Treiber! Nein ich wollte den Asendorfern nichts abspenstig machen.

Natürlich wurde ich gefragt: “Haben Sie Angst zu töten?“ Meine Antwort: „Haben Sie schon so viele Kriegsgegner erschossen wie ich?“

1988, ehe ich von Undeloh nach Hanstedt umzog, habe ich meine zahlreichen Jagdbücher an Asendorf abgegeben.

Jawohl, ein Dorfschulmeister zu sein – in einem richtigen ganz und gar überschaubarem Dorf – ist etwas anderes, etwas mehr als ein normaler beamteter Staatsdiener!

Großprojekte waren jetzt dran! Der Schützensaal im Gasthaus Matthies wurde aufgegeben. Ein Prachtgebäude wurde gegenüber dem Schießstand errichtet. Ein Haus mit zahlreichen Räumen im Erdgeschoss und im Keller für alle Sportarten. Der große Saal darin war für die meiste Zeit ein Sportplatz. Und an dieses neue Schützenhaus wurde ein großer Sportplatz angehängt.

Allerdings in einem war der Schützensaal im Gasthaus Matthies nicht zu übertreffen. Findet im neuen Saal ein Tanzfest oder eine Veranstaltung zum Anschauen statt, dann müssen die Gäste auf den Plätzen zu weit ab aufstehen, um alles mitzukriegen. Ganz anders bei Matthies. Die Tische standen auf der rechten und linken Längsseite des Saales – eine Stufe höher!! Also konnten alle Sitzenbleiber jedes Tanzpaar ungestört verfolgen! --- Im neuen großen Saal war eine solche Treppenstufe nicht mehr erlaubt!

Die Faslam-Umzüge, die Faslam-Tanzfeste darf ich auslassen. Der lustige Faslam heut unterscheidet sich nicht vom damaligen.

Allerdings Faslam und alle übrigen Feste fanden anno dazumal im Saal des Matthies-Gasthauses statt.

Das war der letzte Zettel aus früheren Zeiten. Da mein Gedächtnis völlig ausgelöscht ist, ist`s vorbei mit jeder weiteren Chronik-Schreiberei!

Es grüßt die Vergangenheit! (Heut am 30.1.1990!)der Asendorfer Schulmeister Helmut Mangliers