Möge dieses neue Buch
einer Schulchronik eine neue und bessere Zeit einleiten,
eine Zeit des Wiederaufbaus der Schule, die nicht nur hier
in Asendorf sondern überall in Deutschland unter den
Kriegsverhältnissen zu leiden hatte. Der Krieg ist so gut
wie beendet, doch die Schule kann noch nicht wieder
arbeiten.
Wie erging es unserer Schule am Ende
des Krieges? Am 19. April 1945 wurde unser Dorf von einer
englischen Panzertruppe eingenommen. Es wurde ohne
Widerstand, der ja sinnlos gewesen wäre, dem Feind
übergeben. In den folgenden Tagen wurden die Schulräume
englischen Nachschubeinheiten als Quartier überlassen. Wer
hätte wohl gedacht, dass der Krieg sich noch in unserer
nächsten Heimat abspielen sollte und englische Soldaten
unsere Schulräume beziehen würden? Aber die Schule und das
Dorf sind doch unversehrt aus den letzten Tagen der
Kampfhandlungen hervorgegangen. Wie war es möglich geworden,
dass man noch Widerstand leistete bis zum bitteren Ende.
An Wiedereröffnung der Schule war
zunächst nicht zu denken. Dafür war es noch zu unruhig, auch
musste die Unterrichtserlaubnis erst erteilt werden. Die
Schulkinder wurden unter Aufsicht der Lehrer mit Sammeln von
Kartoffelkäfern, die zum ersten Mal in unserer Feldmark
aufgetreten waren, beschäftigt. Nachdem ich als Lehrer von
der Militärregierung bestätigt wurde, konnte am 3. Sept. der
Unterricht mit 110 Kindern wieder aufgenommen werden.
Nur die Hälfte der Kinder sind
Einheimische, die andere Hälfte sind Evakuierte aus Hamburg
und anderen Großstädten, die übrigen Ostflüchtlinge. Von den
bisher üblichen Unterrichtsfächern sind nur Schreiben,
Rechnen, Turnen und Zeichnen zugelassen. Bücher sind noch
nicht vorhanden, nicht einmal Schreibhefte.
Das Schreibpapier müssen sich die
Kinder irgendwie beschaffen. Aber es musste auch so gehen.
Die Herbstferien fielen natürlich aus, weil ein halbes Jahr
lang kein Unterricht stattfand. Der Unterricht erfolgte
wieder in 3 Abteilungen, da der Klassenraum zu klein ist.
Darum musste auch die Weihnachtsfeier nur im kleinsten
Kreise für die Kinder der Grundschule stattfinden, da ein
größerer Raum nicht zur Verfügung stand.
Am 19. Januar wurde endlich eine zweite
Lehrkraft eingestellt. So konnte ich für die Oberstufe einen
gründlicheren Unterricht durchführen und hatte nun die
Möglichkeit, das infolge der Kriegsumstände Versäumte
aufzuholen. Die 2. Hilfskraft blieb aber nur bis 1946 Ostern
1947, da sie von der Militärregierung nicht anerkannt wurde.
Inzwischen ist die Kinderzahl auf 137 herangewachsen. Es
ergibt sich somit die Notwendigkeit, entweder den
Klassenraum, der an der Straße liegt, durch Einreißen einer
Wand zu vergrößern, oder die Einstellung einer 3. Lehrkraft
und Unterricht am Nachmittag. Für den größeren Klassenraum
fehlen dann 16 zweisitzige Bänke, die der Tischler
anfertigen würde, wenn er das nötige Holz von der Gemeinde
bekäme.
Ab 1.4.46 wurde eine Schulspeisung für
die Normalverbraucherkinder eingeführt, die sich als guter
Gedanke erwiesen hat, wenn sie auch eine große Belastung für
den Lehrer ist. 82 Kinder erhalten täglich 2 Scheiben Brot
mit Wurst und Butter. Wurst und Speck mussten von den
Selbstversorgern gespendet werden. (Brot und Butter wurden
von ihrer Zuteilung abgezogen.) Diese Schulspeisung konnte
in der anfänglichen Güte leider nicht aufrechterhalten
werden. Nach der allgemeinen Fettkürzung im Aug. fiel die
Zuteilung von Butter aus. Nachdem dann die abgegebenen
Mengen an Fleisch und Wurst ausgegeben waren, versuchte man
es im nächsten Frühjahr 1947 mit Freistellen am Mittagstisch
der Selbstversorger. Doch auch diese Art der zusätzlichen
Speisung für die Normalverbraucherkinder konnte nur bis zum
Herbst durchgeführt werden. Zu dieser Nahrungsnot, die sich
auch auf die Leistungen der Schulkinder auswirkt, kommt noch
die Kleidungsnot. Es fehlt besonders an dem nötigsten
Schuhwerk. Oft müssen die Kinder im Winter bei Nässe oder
Schnee im Hause behalten werden, da es ihnen an
wasserdichten festen Schuhen fehlt.
Die Schülerzahl steigt auf 140. Die
Schulräume werden zu klein. Sie werden noch nicht
vergrößert, da die dann wegfallenden Wohnräume noch nicht
entbehrt werden können. Das Holz für die Bänke ist zwar
geschlagen, aber der Raum fehlt. Die Bänke haben also auch
noch Zeit. Die 2. Lehrkraft wurde entlassen. (Sie musste von
Brackel aus täglich den Weg zur Schule machen.) Die Winter
45/46 und 46/47 waren streng, der letztere brachte im März
große Überschwemmungen. An manchen Tagen hatte ich dann
allein 140 Kinder zu unterrichten.
Am 6. Mai 1947 wurde dann der apl.
Lehrer Fritz Stoßmeister mit der vertretungsweisen Übernahme
einer Dienststelle beauftragt. Er übernahm den Unterricht im
2. 3. und 4. Schuljahr. (Das 1. Schuljahr konnte mit dem 2.
Schuljahr nicht vereinigt werden, da kein Klassenraum groß
genug war, um beide Jahrgänge aufzunehmen.) Es war
bedauerlich, dass man für Herrn Stoßmeister kein Zimmer,
geschweige denn eine Wohnung im Schulhause und nicht einmal
im Dorfe frei machen konnte. Erst, als man die im Schulhause
untergebrachten Kriegsvertriebenen anderweitig unterbringen
konnte, wurde es Herrn Stoßmeister möglich gemacht, zunächst
allein und dann mit seiner Familie im Schulhause zu wohnen.
Ein Zimmer wurde eines Jahres im Obergeschoss ausgebaut, das
im Sommer 48 bezogen werden konnte. Sodann wurde das untere
Zimmer, das von Flüchtlingen bewohnt wurde, für Herrn
Stoßmeister frei, der damit 3 Zimmer zur Verfügung hatte.
Im August 1947 konnte die Oberstufe
seit Jahren wieder einmal einen größeren Ausflug
unternehmen. Sie fuhr an einem Sommertag mit dem Dampfer Jan
Molsen nach Cuxhaven.
Die Zuteilung an Schreibheften für die
Schulkinder ist immer noch nicht ausreichend.
Eine Schulspeisung wurde mit Hilfe der
englischen Militärregierung für die Kinder der
Normalverbraucher wieder eingeführt.
Auch in diesem Jahr musste die
Weihnachtsfeier ohne die Eltern stattfinden. Für alle
Schulkinder wurden dazu aus Beständen der Besatzungsarmee
Süßigkeiten ausgegeben.
Die notwendig gewordene Erweiterung
eines Klassenraumes kann noch nicht durchgeführt werden, da
die Handwerker für die Arbeit nicht zu gewinnen waren. Auch
die notwendig gewordenen Malerarbeiten an dem Schulgebäude
unterblieben aus demselben Grunde, obwohl das dafür
benötigte Geld vorhanden war. Diese bereitliegenden Gelder
gingen dann durch die Währungsumstellung verloren.
Die Schülerzahl ändert sich kaum im
Laufe des Jahres.
Am 21. Juni unternahm die Oberstufe
wieder eine Dampferfahrt nach Cuxhaven. Von hier ging es
nach Duhnen, wo wir in der Jugendherberge übernachteten und
am nächsten Tag von Cuxhaven wieder mit dem Dampfer
zurückfuhren. So konnten doch die Kinder die Gezeiten
erleben, Watt laufen und bei Flut baden.
(Am letzten Tag vor der
Währungsumstellung von RM auf DM gaben die Kinder ihren
letzten Bestand an Reichsmarkscheinen ohne Bedenken aus, und
für ihre letzten Scheine konnten sie auf dem Dampfer nichts
mehr kaufen. Es ist nur gut, dass sie nach der Umstellung
wieder Achtung vor dem Geld bekommen.)
Nach der Währungsreform wurde es bald
besser mit der Papierzuteilung und nach einiger Zeit war
alles, was in der Schule gebraucht wird, wieder zu kaufen,
während man vorher nicht einen Bleistift im öffentlichen
Handel bekommen konnte.
Ende August wurde das Zeltlager auf dem
Töps besichtigt, das mit Unterstützung der Militärregierung
von den Hilfsverbänden der freien Wohlfahrtspflege
eingerichtet wurde, um bedürftigen Jugendlichen einen
Erholungsaufenthalt zu ermöglichen. Auch einige von unseren
Schulkindern durften daran teilnehmen.
Die Schule hat an der Straßenseite
endlich einen neuen Lattenzaun bekommen. Es fehlt aber immer
noch der neue Anstrich am Ausbau der oberen Wohnung. Auch
die Dachrinne müsste dringend erneuert werden. Der neue
Schulbeirat möchte wohl alle im Laufe der letzten Jahre
notwendig gewordenen Erneuerungen durchführen, aber es fehlt
noch an dem notwendigen Geld. Die alten Eichen auf den
Schulwiesen mussten schon gefällt werden, um etwas Geld zu
beschaffen. Man will auch Schulland verkaufen, doch müssen
für jede Planstelle ½ ha Kulturland zur eigenen Nutznießung
bleiben.
Weihnachten fanden wegen Raummangel
wieder nur kleine Feiern in den Schulklassen statt, wobei
die diesjährige Zuteilung an Süßigkeiten ausgegeben wurde.
Die Schulspeisung wird in bisheriger Form weitergeführt. Die
Kinder zahlen je Portion 10 Dpf., 20% der Kinder ist frei.
Die Gemeinde übernimmt die Unkosten.
Im März 49 wird endlich die untere
Wohnung frei. Nachdem diese gründlich überholt wird,
(Erneuerung der Decken, Tapezieren, Anstrich) ziehe ich,
Lehrer Beck, in die untere Wohnung und die obere Wohnung
bezieht dann Herr Stoßmeister, nachdem auch diese erneuert
wurde. Während der Osterferien wurden nun auch die beiden
Klassenräume erweitert, indem 2 Zimmer der unteren Wohnung
zu den Klassenzimmern hinzukamen. So sind dann endlich die
Klassenräume genügend groß, um die Schüler aufzunehmen. (Ein
neuer Anstrich musste noch zurückgestellt werden, da die
Geldmittel für den Anbau noch nicht gereicht hatten.
Da zu Ostern laut gesetzlicher
Anordnung der letzte Jahrgang noch nicht entlassen werden
konnte, stieg die Schülerzahl auf 145. (56 Schulkinder auf
der Oberstufe.) Im Laufe des Sommers kamen 16 neue
Schulbänke dazu, die Tischlermeister Kröger lieferte. Im Mai
fand in der Schule ein Elternabend statt, der den Eltern
zeigen sollte, welche Lieder heute in den Schulen gesungen
werden. (Frühlingslieder im Chor und Einzelgesang mit
Klavier und Blockflötenbegleitung)
Im Aug. unternahm die Oberstufe eine
gut verlaufene Fahrt an die Ostsee. In drei Tagen bekamen
die Kinder allerlei zu sehen: Lauenburg – Ratzeburg – Lübeck
– Travemünde – Niendorf. Übernachtet wurde in der
Jugendherberge (Lübeck). Dampferfahrt von Ratzeburg nach
Lübeck und von dort nach Travemünde. Kleine Ausfahrt in die
Lübecker Bucht. Innenbesichtigung des Lübecker Rathauses.
(Reisekosten 8 DM) Der September brachte noch verspätete
sommerliche Wärme. Während der Herbstferien wurden die
Schulräume neu gestrichen. Der Kachelofen wurde neu gesetzt,
und neue Beleuchtungskörper erhielten die Klassenräume.
Endlich hat damit die Schule Asendorf würdige und
ausreichende Unterrichtsräume erhalten, in denen man auch
Feierstunden abhalten kann. So konnten denn auch vor
Weihnachten Weihnachtsfeiern durchgeführt werden. Herr
Stoßmeister führte in seiner Klasse ein schönes Sternenspiel
auf, das aus der Unterrichtsarbeit herausgewachsen war und
von den Eltern dankbar aufgenommen wurde. Die Oberstufe
führte auf einer kleinen Bühne ein Weihnachtsspiel von Kurt
Gerlach, der Christmarkt, auf, das den Eltern wie auch den
Kindern viel Freude machte. Es wurde auf Wunsch wiederholt.
Für den Reinerlös dieser Aufführungen konnten 8 neue Bücher
für die Schülerbücherei angeschafft werden. (40 DM)
Auch in diesem Jahr wurden an die
Kinder zu Weihnachten Süßigkeiten im Rahmen der
Schulspeisungen ausgegeben.
Während der Weihnachtsferien erhielt
der nach Osten an der Straße gelegene Klassenraum
Doppelfenster, die sich in den kalten Januartagen schon gut
bewährt haben.
Der Winter verlief milde. Zur
Entlassung des 8. Schuljahres, die im Rahmen einer
schlichten Feier stattfand, waren auch die Eltern
eingeladen.
Im Juni machte die Oberstufe eine Fahrt
mit einem Sonderzug in den Harz. (Fahrpreis für Hin- und
Rückfahrt 7,50 DM). Wir stiegen in Goslar aus und wanderten
über den Rammelsberg nach Romkerhall, von dort nach Oker.
Schönstes Sommerwetter und große Begeisterung. So bekamen
die Kinder für wenig Geld einen Einblick in den Harz. Ende
Juni ging es von Harburg mit dem Dampfer nach Hamburg.
Hafenrundfahrt, einige Besichtigungen und Besuch bei
Hagenbeck bei günstigem Wetter. Um notwendige Erneuerungen
am Schulgebäude vorzunehmen, beschließt der Gemeinderat,
zwecks Finanzierung Schulland zu verkaufen. Die
Verkaufsgenehmigung ist am 22.5. d. Js. von der Regierung
erteilt worden.
Im Juli fand die freiwillige
Versteigerung von Schulland unter Aufsicht eines Notars in
der Gastwirtschaft Matthies in Asendorf statt. Verkauft
wurden
1. 3 Parzellen im sogen. Postbusch,
Flurstück 92/93 (an der Straße nach Dierkshausen, Weide)
1ha29a
2. 3 Parzellen auf dem Horn, Flur
81-84, Acker, Wiese und Holzung 1ha48a (am Mühlenberg
gelegen)
3. 2 Parzellen am Kampen, Flur 84,85
(am Weg nach Drumbergen) je 39a. Geboten wurde für den Morgen
800 – 1250 DM. Insgesamt brachte der Verkauf eine Summe von
rund 14000 DM ein, die benötigt werden für
Erneuerungsarbeiten am Schulgebäude und für den Bau eines
massiven Feuerungsschuppen mit Toiletten und Abstellraum für
Fahrräder und Sportgeräte.
Anfang August legte Herr Stoßmeister
seine 2. Lehrerprüfung unter dem Vorsitz von
Oberregierungsrat Schüttau mit gutem Erfolg ab. Er ließ sich
sogleich auf eigenen Wunsch an die neuerbaute dreiklassige
Schule in Horst versetzen. Vom 7. August bis 2. September
musste ich die drei Klassen (145 Kinder) allein
unterrichten, bis dann am 4. Sept. Herr Joh. Röhr, bisher
Hörsten, als Nachfolger von Herrn Stoßmeister den Unterricht
an der Grundschule übernahm.
Am 23. Sept. verabschiedete ich mich
von meinen Schulkindern, weil ich mich auf eigenen Wunsch
nach der noch im Werden befindlichen Siedlungsschule in
Emmelndorf versetzen ließ, um näher an Harburg
heranzukommen. Damit ist meine sechzehnjährige Tätigkeit an
der Schule Asendorf beendet.
gez. Beck
Da sich in den Herbstferien nach dem
Abgang von Lehrer Karl Beck zur Übernahme der 1.
Lehrerstelle niemand bereitgefunden hatte, wurde ich –
Lehrer Erhard Harleß, Pattensen Kr. Harburg, geb. 4.9.1896
zu Meinersen Kr. Gifhorn – von der Regierung zu Lüneburg
durch den Herrn Reg. Rat Dr. Schaar gebeten, die Vertretung
bis zur endgültigen Besetzung zu übernehmen.
Von Schulrat Gericke, Winsen Luhe wurde
mir die Errichtung einer 3. Schulstelle und die Beförderung
zum Hauptlehrer zugesichert.
Da die Gemeinde Asendorf sich durch
Verschuldung dem Kreis gegenüber außerstande sah, die
erforderlichen Geldmittel für die Anstellung eines 3.
Lehrers – monatlicher Schulstellenbetrag 135,-M –
aufzubringen, bat ich die Elternschaft in 2
Elternversammlungen am 25.1. in der Schule und am 26.1.51 in
Dierkshausen bei Gastwirt Dierksen durch freiwillige
Geldspenden für eine Zeit von 3 Jahren die 3. Lehrkraft
finanziell zu sichern.
Die 3 Schulvorsteher Bäckermeister
Gustav Harms und Adolf Oetjen, Maurer zu Asendorf und
Landwirt Rudolf Gevers, Dierkshausen erreichten durch
persönliche Werbung von Haus zu Haus und von Familie zu
Familie die stattliche Summe von 148,- M monatlich.
So konnte Anfang März nach einstimmig
gefasstem Beschluss des Gemeinderates durch den Herrn
Bürgermeister Hermann Beecken der schriftliche Antrag auf
Errichtung einer 3. Schulstelle in Asendorf an die Regierung
zu Lüneburg eingereicht werden.
Im Februar 50 wurde der Schulhof durch
Hinzunahme des Gartens vom 2. Lehrer um das Doppelte
vergrößert.
Der Garten des 1. Lehrers wird unter
die beiden Lehrer Harleß und Röhr geteilt. Kollege Röhr
verzichtet nicht auf die Benutzung des Obstgartens am Wege
nach Drumbergen, was das Gemüseland betrifft.
Entlassen 19; 12 Mädchen und 7 Knaben
Neuaufnahmen 10; 5 Mädchen, 5 Knaben
Schülerzahl: 119; 63 Mädchen u. 56
Knaben, darunter 45 Flüchtlinge
1 Junge verbleibt im 9. Schuljahr, da
er als Zimmermannslehrling keine Stelle gefunden hat.
Da durch Blitzschlag in der Nacht vom
12. Auf den 13. Juni das Wohnhaus des Tischlers Hermann
Schierhorn ein Raub der Flammen wurde, nahm ich die 4
köpfige Familie des Maurers Willi Schierhorn – Sohn des
Tischlers Hermann Schierhorn – für die Zeit des
Wiederaufbaus in den unteren Räumen der 1.
Schuldienstwohnung auf. Da die Grundmauern stehengeblieben
sind, ist mit einem schnellen Aufbau des zerstörten Hauses
an der Straße nach Hanstedt zu rechnen. Unglücklicherweise
reichten die Schläuche der Asendorfer Feuerwehr vom
Dierkshäuser Mühlenbach bis zur Brandstätte nicht aus,
sodass vorm Eintreffen der Nachbarwehren keine Hilfe
geleistet werden konnte. Trotzdem konnte fast das gesamte
Mobilar der unteren Räume in Sicherheit gebracht werden.
Nichts dagegen konnte die Tochter Wilma – von Beruf
Schneiderin – von ihren Möbeln und ihrer Garderobe und
Wäsche aus den oberen Räumen retten. Sie rettete
buchstäblich nur ihr nacktes Leben! Die Tochter Wilma fand
Unterkunft bei ihrem Bruder in Drumbergen und die alten
Schierhorns beim Bauern und Kirchenvorsteher Mencke.
Fahrt zur Ostsee:
Die im obigen Bericht aus der
Lüneburger Landeszeitung angekündigte Fahrt zur Ostsee am
Dienstag den 3. Juli 51 wurde von den beiden Gemeinden
Asendorf und Dierkshausen mit 31 Erwachsenen, 32 Mädchen, 31
Knaben, sowie den beiden Lehrern insgesamt also 96 Personen
mitgemacht.
Die Fahrt wurde trotz einiger
Regenschauer an der Ostsee für alle Teilnehmer das Erlebnis,
was der Zeitungsberichterstatter erwartete, das Erlebnis,
von dem ein jeder von uns, ob groß oder klein, in der Tat
noch lange Zeit zehren wird.
Mit Beginn des Winterhalbjahres am
11.10.51 ist von der Regierung Lüneburg der Junglehrer
Martin Barz von der Pädagogischen Hochschule Lüneburg nach
hier als 3. Lehrkraft angestellt.
B. ist Lehrersohn, geb. am 26.6.28 in
Barförde / Elbe im Kreis Lüneburg. Vor Antritt des 1.
Dienstes hier in A. war B. ein Vierteljahr in Stockholm, um
schwedische Lebensverhältnisse kennen zu lernen. Wohnung hat
der Kollege B. in der Schule gefunden.
Durch die Anstellung einer 3. Lehrkraft
ist die hiesige Schule 4 klassig geworden. Jede Klasse ist
im Durchschnitt mit 30 Schülern besetzt. Da ein 3.
Unterrichtsraum fehlt, wird von jedem Lehrer 2 mal
nachmittags in der Woche Dienst gemacht.
Entlassen: |
10 |
5 Knaben |
5 Mädchen |
Neuaufnahmen: |
11 |
3 Knaben |
8 Mädchen |
Schülerzahl: |
119 |
51 Knaben |
68 Mädchen |
Flüchtlinge: |
45 |
|
|
Berufswahl: Alle 5 Jungen hatten das
Glück, Lehrstellen zu bekommen. 3 gingen ins Handwerk: Schlosser,
Sattler u. Friseur; 2 in die Landwirtschaft.
Von den 5 Mädchen fand 1 eine
Lehrstelle in Hamburg. 1 geht zur Handelsschule nach Harburg. 3
verbleiben im Haushalt.
Ging es im Vorjahr an die Ostsee, so
war in diesem Sommer der Harz unser Reiseziel. Der Lehrerverein Brackel
hatte für seine Schulen in 2 Sonderzügen mit je 800 Teilnehmern je eine
2tägige Fahrt nach Goslar, Oker , Lautental, Clausthal-Zellerfeld und
Altenau mit Übernachtung in einem der Orte ausgearbeitet.
Asendorf fuhr am 23. U. 24. Juni mit 46
Kindern, 34 Erwachsenen und seinen Lehrern nach Altenau als Zielort. Der
Fahrpreis betrug 8,50 DM.
Übernachtet wurde im Forstamt auf
Stroh. Die Wanderlustigen erkletterten am 1. Nachmittag die 919 m hohe
Wolfswarte am Bruchberg. Die Fußschwachen blieben in der näheren
Umgebung von Altenau. Für einen Brockenkenner war es ein bitteres,
schmerzliches Gefühl, auf dem „norddeutschen Olymp“ den Russen zu
wissen, den mit Gläsern bewaffnete Teilnehmer auf dem Brockenfeld
gesehen haben wollen. Von der Wolfswarte, die im wahrsten Sinne des
Wortes erklettert werden musste, hatten alle „Hochtouristen“ ein
herrliches Panorama vom unbesetzten Oberharz.
Am 2ten Tag ging es unter Führung eines
echten Harzerrollers – eines Fremdenführers – zu Fuß von Oker über die
Berge nach Romkerhall. Auch hier wieder Wermutstropfen im Freudenbecher:
nackte Bergrücken, überall Kahlschläge durch den Engländer. Die beiden
Tage verliefen sonst in herrlicher Reiseharmonie ohne jegliche
Zwischenfälle.
Gemäß Verfügung vom 15.1.52 ist die 1.
Schulstelle zur Hauptlehrerstelle erhoben, der Lehrer Erhard Harleß mit
Wirkung vom 1.12.52 zum Hauptlehrer ernannt.
1.7.52 |
1953 |
1954 |
1955 |
1956 |
121 |
ab 16 |
20 |
24 |
12 |
|
zu 14 |
18 |
16 |
17 |
|
119 |
112 |
109 |
114 |
|
|
|
|
|
Entlassen |
17 |
6 Knaben |
11 Mädchen |
|
aufgenommen |
10 |
7 Knaben |
3 Mädchen |
|
Schülerzahl |
104 |
49 Knaben |
55 Mädchen |
|
darunter |
46 Flüchtlinge |
|
|
|
Berufswahl: 4 Knaben fanden eine
Lehrstelle, 2 blieben zuhause in der Landwirtschaft. Von den 11 Mädchen
blieben 5 in der eigenen Familie, 3 fanden eine Stelle im fremden
Haushalt, 2 gehen zur Handelsschule und 1 fand eine Lehrstelle in
Hamburg in einem Café.
3tägige Fahrt ins Wesergebirge:
Dass der Schulvorstand Ostern 1953 mit
Christel Nerstheimer, Tochter des vertriebenen Schneidermeisters Philipp
N. als Handarbeitslehrerin eine glückliche Wahl getroffen hatte, bewies
überzeugend eine Ausstellung von Handarbeiten am Sonntag, den 14.März
1954.
Jeder Besucher, der den Klassenraum der
älteren Kinder betrat, war beeindruckt von der Fülle und
Mannigfaltigkeit der ausgestellten und aufgehängten Arbeiten. Über Nacht
schien sich der Raum in ein reich ausgestattetes Handarbeitsgeschäft
verwandelt zu haben. Da war alles geschmackvoll geordnet. Jede
Einzelarbeit wirkte auf den Beschauer wie ein kleines Kunstwerk. Und was
gab es beim Rundgang nicht alles zu bestaunen! Da lag in langen Reihen
alles, was Mädchen in dem Alter bei Tag und Nacht, im Sommer und Winter
tragen, einschließlich Dirndl- und Strickkleider. Doch nicht nur der
körperliche Bedarf war zu seinem Recht gekommen. Auch das Haus war
bedacht. Für die Stuben waren eine Menge von großen und kleineren
Kissen mit gefälligen zum Ruhen und Träumen einladenden Sprüchen
ausgelegt, auf den Tischen entzückten sauber gestickte Decken das Auge,
und für die Küchen hingen an den Wänden Garnituren in bunter Folge.
Dazwischen hatten begabte Zeichnerinnen für die nötige Abwechslung
gesorgt.
Eine große Zahl von interessierten
Besuchern dankte der 21jährigen Schneiderin und Handarbeitslehrerin aus
Bromberg für ihre zielbewusste und vielseitige Arbeit. Möge dieses junge
Talent der Schule noch recht lange erhalten bleiben!
Am Sonnabend, den 20.3. wurden 9
Mädchen und 9 Knaben in feierlichem Rahmen in Gegenwart des
Bürgermeisters Herrn Beecken, eines Mitgliedes des Schulvorstandes,
sowie der Handarbeitslehrerin und einiger Damen entlassen.
Die Klasse hatte durch Balladen,
Gedichte und Lieder der Verabschiedung einen würdigen und ernsten
Auftakt verliehen. Die Darbietungen standen unter den Leitgedanken:
Liebe zu Gott, Liebe zur Heimat und
Liebe zu den Mitmenschen. Unter den Abgängen waren 1 Mädchen u. 3
Knaben, die freiwillig ein 9. Schuljahr abgeleistet hatten.
Am 12.11.54 besichtigten Vertreter der
Regierung Lüneburg und des Kreises Harburg mit dem Schulrat Herrn Kluge,
sowie dem Architekten Herrn P. Juraschek in Pattensen die Schule. Die
Kommission prüfte die Möglichkeiten, einen 3. Klassenraum zu bauen,
damit der Nachmittagsunterricht aufhören könne.
Reg. schlägt vor, den 2. Klassenraum in
Form von 2 Schlafzimmern dem Schulleiter zu seiner Dienstwohnung
zurückzugeben u. dafür auf dem Hof an der Westseite 2 neue Klassen- und
1 Gruppenraum zu bauen. Dieser Neubau sollte durch einen überdachten
Laubengang mit dem Schulhaus verbunden werden.
Gemeinderat lehnte das Angebot der
Regierung mit der Begründung fallender Schülerzahl – in 5 Jahren von 138
auf 91 – und dem Mangel an Geldmitteln vorläufig ab.
So blieb der für Lehrer und Schüler in
jeder Weise unerfreuliche Nachmittagsunterricht erhalten.
Die Baukosten waren vom Architekten auf
ca. 60000 DM veranschlagt.
Schülerzahl Ostern 1955:
Entlassen wurden 8 Knaben u. 11
Mädchen. 3 Knaben hatten freiwillig ein 9. Jahr absolviert.
Bestand 91 Schüler.
Von den 9 Knaben blieben nur 4 in der
hiesigen Landwirtschaft, von den 11 Mädchen nur 3. Alle anderen
Konfirmanden gingen in handwerkliche Berufe oder auf Schulen in Harburg.
Wie hier, so zeichnet sich überall in der Bundesrepublik eine
Abwanderung aus den landw. Berufen zugunsten der Industrie ab. Gründe:
schlechtere Wohn- und Arbeitsverhältnisse, sowie geringere Entlohnung.
Das Land Niedersachsen meldet einen jährlichen Abgang von ca. 8 – 9000
Landarbeitern. So sind dann auch unsere Landwirte durchweg ohne fremdes
Personal. Dieser Mangel an Arbeitskräften wird durch Einsatz von
Maschinen u. Treckern ausgeglichen.
Mit Wirkung vom 1.4.55 wird Lehrer
Martin Barz von hier nach Oldershausen Kr. Harburg versetzt, nachdem er
hier im Januar 55 die 3te Prüfung abgelegt hatte.
Erst am 1.10.55 wurde die 3.
Lehrerstelle mit Frau Gran - geb. am 16.3.25 in Köslin/Hinterpommern –
wieder besetzt. Frau G. war vordem in Hachborn Kr. Marburg-Lahn im Lande
Hessen tätig. Da ihr Mann als Dr. der Chemie in der Firma Beyersdorf in
Hamburg tätig ist, wollte Frau Gran gern in (ihrer) seiner Nähe
eingestellt sein. Sie bewohnt das Schlafzimmer der Dienstwohnung des
Schulleiters, das auch Kollege Barz inne hatte. Die Gemeinde hatte 2
Zimmer bei dem Bauern Bahlburg für die 2. Lehrkraft freigemacht, die
auch für die Zukunft für diesen Zweck gehalten werden soll.
Große Lehrfahrt in die Nordsee
Im Zuge der allgemeinen großen
Aufforstung nach den ungeheuren Kahlschlägen durch die Feinde nach dem
Kriege hat auch die Schule durch ihre Kinder in 3 Jahren – 1953 bis 1955
– ca. 12 Morgen = ¼ der Gesamtfläche der Schulkoppel am Schierhorner Weg
aufgeforstet.
Im 3. Jahr -1955- wurde nur
nachgepflanzt, was in den beiden ersten Jahren nicht angewachsen war.
Das Pflanzgut 70.000 einjährige Kiefern lieferten die Gärtnerei
Hornbostel – Salzhausen und das Forstamt Rosengarten. Der Preis betrug
für die ersten Sendungen aus Salzhausen 307,52 DM, pro Pflanze 0,6 Pfg.
Die Lieferung aus dem Forstamt war gratis.
Gepflügt haben die Schulvorsteher Rud.
Gevers, Dierkshausen und der junge Bauer Rud. Maack aus Asendorf.
Gepflanzt wurde an je 2 respektive 3
aufeinander folgenden Tagen von den Jahrgängen 3 – 8. Die Knaben
„pümpelten“, machten Löcher –bei dem steinigen Boden oft verteufelt
schwere Arbeit- , die Mädchen setzten ein. Oft ging es auch unter den
beiden Partnern der einzelnen Reihen – im ganzen 60 – umschichtig. Der
Einsatz war durchweg vorbildlich. Fast sämtliche Kinder arbeiteten mit
einem wahren Bienenfleiß und ehrlicher Begeisterung.
Der alte Forstamtmann Fiebig,
Drumbergen berechnete den Wert der Gesamtfläche, wenn die Aufforstung
vollzogen und alles normal 50 Jahre gewachsen sei auf die runde Summe
100.000 DM, 50x2000 DM, ein feines Kapital um die Jahrtausendwende für
die Schulgemeinde Asendorf!
Bei meinem Abschied nach 5½ Jahren am
27.3.56 drängt sich mir ein Vergleich zwischen damals -1.11.50- und
heute förmlich auf.
Damals – nach erfolgter Währungsreform
am 20.6.48 – beherrschten noch die Kuh- u. Ochsengespanne das
Straßenbild mit entsprechenden alten Ackerwagen., heute der Trecker mit
„Gummiwagen“. Zudem hat fast jeder Bauer und Landwirt seinen Volkswagen,
Opel, Taunus oder einen anderen schnittigen neuen Wagen. Die Wohnungen
sind in vielen Fällen restauriert, einschließlich Einbau von
Badezimmern. Die Dienstwohnung des Schulleiters soll neben 2 weiteren
Wohnzimmern (d.h. Schlafzimmer) auch ein Badezimmer bekommen. Dadurch
würde endlich der tote Raum; die kalte unfreundliche Diele einer
vernünftigen Verwendung zugeführt.
An Neubauten – Wohnhäuser – sind in den
verflossenen 5 Jahren 3 entstanden:
1.) Frieda Brendel mit Geschäftsladen,
2.) Erich Thaterwaldt mit
Tischlerwerkstatt und
3.) Richard Bahlburg
Dazu in Dierkshausen 2 Wohnhäuser:
1. Heinr. Klipp, Bruder des
Mühlenbesitzers Rudolf Klipp und
2. Gastwirt Albert Dierksen.
Vom Wirtschaftswunder in der
Nachkriegszeit in der Bundesrepublik Deutschland nicht erfasst blieben
die Wegeverhältnisse. Der Weg nach Dierkshausen ist für Motorradfahrer
geradezu lebensgefährlich. Unsere großen modernen Postbusse fahren nur
im Schneckentempo dorthin. Dagegen sind die Chausseen nach Jesteburg und
Hanstedt in bester Form, besonders das Ende nach Schmalenfelde, das im
Herbst und Winter 55/56 erneuert wurde.
Während die meisten Menschen sich in
dem Traum wiegten, in diesem Jahr vom Winter überhaupt verschont zu
bleiben, holte er im Februar mit unerbittlicher Schärfe wieder ein, was
er bis dahin verbummelt hatte. Unerhörte Kältegrade 20°, 24°, 26° Nacht
für Nacht, wochenlang in der Zeit vom 23.1. – 1.3.1954. Was Wunder, dass
in den meisten Häusern kein Wasser lief! Zuerst konnte Nachbar
Brüggemann uns aushelfen. Dann fiel auch er als Wasserlieferant aus. Nun
ging es zum Nachbarn H. Flügge, (Gärtnerei) dessen Pumpe unentwegt
Wasser weiter spendete.
Die Dierkshäuser Schulkinder zogen
natürlich vor, mit den Bussen zu fahren, während 2 Jungen – Manfred
Gehrke u. Hans Philipp (Pflegekind bei Gruhlke) – eisern zu Fuß
durchhielten. Sie sahen oft wie wahre Schnee- u. Weihnachtsmänner aus.
Mein Klassenzimmer hatte oft nur 8-10° trotz der Doppelfenster. Aber
gegen den russischen Ostwind war der sonst so zuverlässige Ofen
machtlos. Die andere Klasse - nach Westen gelegen – hatte es besser. So
versuchten meine Kinder in den Pausen dort wieder aufzutauen. Doch an
Kohleferien dachte niemand. Die Bänke wurden dicht an den Ofen
herangeschoben, und dann ging's im Mantel tapfer weiter. Erst in den
letzten Tagen ging den Schulen in den Städten „die Puste“ aus. Sie
mussten vor dem „General Winter“ kapitulieren und „Kohlenferien“ machen.
Wie ein Unglück selten allein kommt, so
auch hier. Kollege Röhr und ich mussten den Unterricht unserer
erkrankten Kollegin Frau Gran ab 23.1. – Beginn des Winters – bis
Schulschluss am 27.3. mit übernehmen. Das „Doppelleben“ hier als
Lehrerin und in Hamburg als Hausfrau mit dem ständigen Hin und Her hatte
ihre Kräfte überfordert.
Nach Abgang von 12 Schülern – 6 und 6 –
am 17.3., sowie einer Umschulung von 4 Kindern – 3 Mädchen u. 1 Junge –
nach Hittfeld in die Förderklasse, sowie einer Neuanmeldung von 14
Fibelschützen bleibt ein Bestand von 86 Kindern. In den 5½ Jahren meines
Hierseins sackte die Schülerzahl von 138 auf die o.g. Zahl. Die
Großstadt Hamburg zieht alles magnetisch an. So blieben von den 12
Konfirmanden auch nur 1 Mädchen und 1 Junge in ihren väterlichen
landwirtschaftlichen Betrieben. Alles andere geht in die handwerklichen
Betriebe oder auf die Handelsschule. So sind unsere Höfe z.T. ohne
festes Personal. Flüchtlingsfrauen und alte Männer versuchen den Mangel
an jungen Hilfskräften – denen in der Großindustrie bessere
Arbeitsbedingungen und höhere Löhne winken – auszugleichen.
Zum 1.4.56 werde ich an meine frühere
Schule in Pattensen, Kr. Harburg zurückversetzt. Durch ein
Entnazifizierungsverfahren hatte ich nach dem Kriege meine Lehrstelle
dort verloren. So kann ich meine Lehrtätigkeit da beenden, wo ich sie am
1.11.1919 angefangen bin.
gez. Harleß, Hauptlehrer
Ostern 1956 wurde der Hauptlehrer Ww.
Josef Hanke aus Stelle mit der Leitung der Volksschule betraut. Hanke
stammt aus dem Sudetenland (Reg.-Bez. Troppau) und wurde am 4.8.1903 in
Znaim, Südmähren geboren. Nach seiner Entlassung von der Wehrmacht im
Jahre 1945 konnte er nicht mehr in seine Heimat zurückkehren. Von Ostern
1946 bis Ostern 1956 war er an der Volksschule in Stelle im Lünebg. als
Lehrer tätig. Als er den Dienst an der hiesigen Volksschule antrat,
hatte die Schule 85 Kinder mit 3 Lehrern (Hanke, Röhr, Gran). Die
Wohnung für den Hauptlehrer zur ebenen Erde war sehr klein, da Wohnräume
schon früher für die Schaffung des 2. Klassenzimmers verwendet wurden.
Für den Vorgänger Harleß genügte diese Wohnung, da er ohne Familie in
Asendorf wohnte. Seine Familie wohnte weiter in Pattensen im Hause
seines Schwiegervaters. Schon vor Ostern 1956 hatte die Gemeinde
einstimmig beschlossen, die Wohnung des Hauptlehrers auszubauen.
Vorgesehen war, die Diele als erweiterte Wohnung herzurichten. Nach
längerer Verhandlung mit der Regierung kam am 17.7.56 Herr
Regierungsdirektor Michalek und Herr Baurat Nonn nach Asendorf, um die
Möglichkeit eines Ausbaus der Dienstwohnung für den Hauptlehrer und den
Bau einer neuen Klasse an Ort und Stelle zu besichtigen. Es wurde
beschlossen, die Wohnung für den Hauptlehrer im Dachgeschoss auszubauen,
die beiden Zimmer des Hauptlehrers zur ebenen Erde rechts vom
Haupteingang und ein Teil der Diele wurden für einen neuen Klassenraum,
die Küche als Lehrerzimmer und der vergrößerte Flur als Aufenthaltsraum
für die Schüler in den Pausen bei schlechter Witterung vorgesehen. Die
Gemeinde hat die Vorschläge der Regierung einstimmig genehmigt und den
Zimmer- und Maurermeister Bahlburg in Jesteburg beauftragt,
entsprechende Zeichnungen und Baupläne bei der Regierung und beim
Staatshochbauamt einzubringen. Nach vielen Änderungen wurde endlich ein
Plan genehmigt und am 11. Oktober 1956 wurde mit dem Bau begonnen. Erst
wurde im Dachgeschoss die Wohnung für den Hauptlehrer ausgebaut, die am
10 März 1957 von ihm bezogen wurde. Die Wohnung entspricht mit einem
Badezimmer den Forderungen einer neuzeitlichen Lehrerwohnung.
Der Ausbau zur ebenen Erde nahm noch
längere Zeit in Anspruch. Der Unterricht musste vorübergehend von einem
Klassenraum in den anderen verlegt werden. Die Hauptarbeit wurde in den
großen Ferien 1957 durchgeführt. Erst in den Herbstferien wurde der
Plastik-Fußboden verlegt und die letzten Malerarbeiten durchgeführt.
Nach den Herbstferien wurde von der Firma Schulz in Celle das neue
Gestühl für die beiden oberen Klassen bestellt. Der Umbau, der rund
-Betrag fehlt- DM
gekostet hat, macht äußerlich einen guten Eindruck. Der Vorraum und die
beiden vorderen Klassenräume sind sehr hell und freundlich.
Die Schule vor dem Umbau Mai 1956:
September 1956:
März 1957:
März 1957:
März 1957:
Schule nach Umbau 1957:
Schule nach Umbau 1957:
Schule nach Umbau 1957:
Der hintere Klassenraum, in dem die
alten Fenster bleiben, wirkt im Verhältnis zu den beiden vorderen
Klassenzimmern dunkler. Sehr begrüßt wurde von den Kollegen die
Schaffung eines Lehrmittelzimmers . Die beiden Vorgärten an der Straße
mussten eingeebnet werden. Jetzt können die Kinder zu den Toiletten und
zum Schulhof gelangen, ohne dass sie den Bürgersteig betreten müssen.
Früher führte dieser Weg immer über den Bürgersteig. Durch die große
Schülerzahl und den wachsenden Verkehr konnte das Betreten des
Bürgersteigs während der Schulzeit nicht verantwortet werden. Da ein 3.
Klassenraum aus der Lehrerwohnung geschaffen wurde, entfiel auch der
Nachmittagsunterricht bei 3 Klassen.
Am 10.10.1956 wurde Frau Gran, die
wenig in Asendorf unterrichtet hatte, da sie sehr lange krank war, nach
Buchholz versetzt.
Infolge des großen Lehrermangels konnte
für Frau Gran keine Ersatzkraft gestellt werden.
Erst nach den Sommerferien 1957 wurde
Frau Annemarie Wesel, geb. am 24.4.1923, die gerade ihr Studium an der
Pädagogischen Hochschule in Lüneburg beendet hätte, der hiesigen Schule
als 3. Lehrkraft zugewiesen. Frau Wesel ist Kriegerwitwe aus Wismar in
der Ostzone mit einer 14jährigen Tochter. Schwierigkeiten bereitete die
Beschaffung einer entsprechenden Wohnung, da im Dorfe keine passende
Wohnung zu finden war. Die Gemeinde war aber bestrebt, Frau Wesel als
Lehrerin zu behalten. Deshalb streckten einige Bürger des Dorfes Geld
vor, damit Herr Richard Bahlburg in seinem Neubau eine Dachwohnung für
Frau Wesel ausbauen konnte. In dieser Wohnung wurde Frau Wesel gut
untergebracht und sie entspricht auch ihren Ansprüchen.
Die Schülerzahl, die im Jahr 1956 stark
gesunken war, stieg indessen auf 94 – 100 Schüler an. Dadurch wurde auch
die 3. Stelle gesichert.
Koll. Röhr, der an einer starken
Bronchitis leidet, war in den Jahren 1957 und 1958 längere Zeit
dienstunfähig. Im Jahre 1957 war er auch zu einer Kur im Schwarzwald. Da
sich sein Leiden nicht besserte, entschloss er sich im Januar 1959 bei
der Regierung um seine Pensionierung anzusuchen. Diesem Ersuchen wurde
stattgegeben. Ostern 1959 trat Koll. Röhr nach Vollendung seines 62.
Lebensjahres vorzeitig in den Ruhestand. Die freie Stelle wurde
ausgeschrieben und dem Koll. Helmut Mangliers verliehen.
Koll. Mangliers, der aus Schlesien
stammt, wohnt in Hanstedt und unterrichtete in Buchholz. Geboren ist er
am 1.5.1911. Er hat von Ostern 1957 bis zu den Sommerferien 1957 bereits
Koll. Röhr vertreten. Koll. Röhr unterrichtete vom 4.9.1950 bis Ostern
1959 an der hiesigen Schule. In einer schlichten Feier überreichte Herr
Schulrat Ordmann in Anwesenheit des Bürgermeisters Beecken und der
beiden Lehrkräfte Wesel und Hanke dem Koll. Röhr die Urkunde für seine
Pensionierung. Die Regierung in Lüneburg hat dem Koll. Röhr die
Genehmigung erteilt, bis 30. Sept. 1959 in der Dienstwohnung zu bleiben.
Nachher will er eine Wohnung in Lüneburg beziehen.
Koll. Mangliers hat sich vorläufig ein
Zimmer in Asendorf gemietet, seine Familie wohnt noch in Hanstedt.
Die Schülerzahl ist zu Beginn des
Schuljahres 1959/60 auf 103 gestiegen, und im nächsten Jahr ist noch ein
kleiner Anstieg zu erwarten.
Der Umzug von Herrn Röhr verzögerte
sich, weil seine Wohnung in Lüneburg erst hergerichtet werden musste. Am
1. Dezember 1959 zog Herr Röhr nach Lüneburg und Herr Mangliers zog mit
seiner Familie in die Dienstwohnung in Asendorf.
Das Jahr 1959 war ein ausgesprochen
trockenes Jahr. Es regnete im Sommer kaum, nur in der Umgebung brachten
einige Gewitter kleinere Niederschläge. Die Hackfruchternte war
besonders schlecht. Viele Brunnen versiegten und die Bauern mussten dem
Vieh auf der Weide Wasser hinausfahren, da alle kleinen Wassergräben
ausgetrocknet waren. Die Asendorfer Wasserleitung, die ihre Quelle auf
dem „Neuen Felde“ hatte, und seit dem Jahr 1913 stets genügend Wasser
lieferte, konnte zeitweise den Wasserbedarf der Gemeinde nicht decken.
Besonders in den Abendstunden war Asendorf oft ohne Wasser. Zum Glück
brach in dieser trockenen Zeit kein Brand aus.
Beim Umbau der Schule wurde vom
Gesundheitsamt das Trinkwasser untersucht und festgestellt, dass es für
den menschlichen Genuss nicht geeignet ist, trotzdem es die Einwohner
seit 1913 tranken, ohne dass hiervon gesundheitliche Schäden auftraten.
Die Wassergenossenschaft Asendorf war
daher gezwungen, sich um eine neue Quelle umzusehen. Es wurde daher im
Sommer 1960 hinter der Scheune vom Gastwirt Matthies eine Zielbohrung
vorgenommen, um einwandfreies Trinkwasser für die Gemeinde zu bekommen.
Die Bohrung hatte bei 80 m Erfolg.
Das Wasser ist aber stark eisenhaltig
und entspricht nicht den gewünschten Erwartungen.
Zu Beginn des Schuljahres 1960/61 betrug die Schülerzahl |
105 |
zu Beginn 1961/62 |
101 |
zu Beginn 1962/63 |
103 |
Im Frühjahr 1961 legte Frau Wesel die
2. Lehrerprüfung ab.
Im Jahre 1961 baute sich der Hptl.
Hanke in Jesteburg ein Eigenheim. Mit Genehmigung der Regierung bezog er
es am 1.12.1961. Die freie Dienstwohnung wurde im Einvernehmen mit der
Gemeinde von der Regierung Frau Wesel zugewiesen. Frau Wesel darf die
Hauptlehrerwohnung bis zur Neubesetzung der Hauptlehrerstelle bewohnen.
Die Ortsdurchfahrt durch Asendorf war
sehr schmal und kurvenreich und entsprach nicht mehr den Erfordernissen
des heutigen Autoverkehrs. Es gab Unfälle und einen sogar mit tödlichem
Ausgang.
Die Kurven wurden daher im Jahr 1961
begradigt und die Straße verbreitert. Aber erst im Jahre 1962 wurden
diese Arbeiten vollendet. Größere Grundflächen mussten die Besitzer
Schröder (Vogt), Mencke und Maack abgeben. Besonders bei Maack mussten
große und alte Eichen gefällt werden. Die Gemeinde musste sich
finanziell an den Kosten beteiligen.
Am Ende der Straßenbauarbeiten wurde
bei dem Bauern Schröder (Schwiegervater Vogt) in der Innenkurve der
Straße ein Erdhügel eingeebnet. Mit dem Bagger wurde der Sand auf ein
Lastauto geladen. Dieser Sand wurde bei Kröger (Harken Kröger) beim
Ortsausgang gegen Jesteburg an der linken Straßenseite zur Ausbesserung
des Bürgersteiges abgeladen. Bei diesem Abladen entdeckte man einen
zerbrochenen Krug mit Münzen. Die Lehrer verständigten Prof. Dr.
Wegewitz vom Helms-Museum in Harburg. Herr Dr. Wegewitz kam mit Herrn
Drescher und einigen Gehilfen sofort nach Asendorf, um den Fund
sicherzustellen. Alles Nähere besagt der eingeklebte Zeitungsausschnitt.
Herr Dr. Wegewitz versprach, nach der wissenschaftlichen Auswertung,
Lichtbilder von den Münzen für die Schulchronik zu schicken.
Ostern 1962 wurde das 9. Schuljahr in
Niedersachsen gesetzlich eingeführt. Zu diesem Zwecke entstanden
Mittelpunktschulen. Die Schüler aus Asendorf besuchen das 9. Schuljahr
in Jesteburg, ebenso die Schüler von Bendestorf, Lüllau und Schierhorn.
Luftbild der Schule aus dem Jahre
1960
Die Schule in Jesteburg musste aus
diesem Grunde vergrößert werden. Es wurde ein ganzer Teil angebaut. Von
Ostern 1963 besuchen auch die Schüler vom 7. Schuljahr aus den Gemeinden
Bendestorf und Schierhorn die Mittelpunktschule in Jesteburg.
Da Jesteburg auch eine Turnhalle
besitzt, fahren die Kinder unserer Schule vom 6. – 8. Schuljahr in den
Wintermonaten zum Sportunterricht nach Jesteburg.
Zu Beginn des Schuljahres 1963/64
betrug die Schülerzahl 101.
Im Monat August 1963 brannte das
Stallgebäude des Bauern Messing am Tage ab.
Nun habe ich über 13 Jahre an der
Schule in Asendorf unterrichtet und trete am 31.7.1969 in den Ruhestand.
Wenn ich einen Rückblick über diese
Zeit halte, so muss ich folgende Feststellung treffen: Die Zahl der
schulpflichtigen Kinder ist in Asendorf stark gestiegen, die Zahl der
Kinder an unserer Schule blieb ungefähr gleich, ja sie ist sogar etwas
gesunken. Begründet ist diese Tatsache dadurch, dass die
Aufnahmeprüfungen an der Realschule und dem Gymnasium wegfielen und der
Drang zur weiterführenden Schule immer stärker wird. Im Schuljahr
1969/70 werden von Asendorf 10 Kinder zur Realschule und 1 Kind zum
Gymnasium überwechseln. Diese starken Abgänge wirken sich natürlich auf
die Schülerzahlen der hiesigen Schule stark aus.
Die Zahl der Häuser betrug in Asendorf
im Jahr 1954 116 in diesem Jahr sind es rund 200.
Trotzdem die Zahl der Häuser so stark
gestiegen ist, blieb die Einwohnerzahl mit rund 900 all die Jahre so
ziemlich gleich. Zu erklären ist diese Tatsache dadurch, dass viele
Untermieter (viele Heimatvertriebene) sich ein Haus bauten und der
Hausbesitzer diese freiwerdende zum Großteil kleine behelfsmäßige
Wohnung, für sich selbst in Anspruch nahm.
Die Wohnkultur ist überhaupt stark
gestiegen. Man baut größere Räume, besonders Wohnzimmer, auch sind
größere Fenster und auch die Möbel sind weit komfortabler geworden.
Neu bebaut wurde in den letzten Jahren
der Mühlenberg und der Krähenberg an der Hauptstraße. Auch in
Dierkshausen entstanden einige Neubauten.
Im Jahr 1966 wurde die Straße von
Hanstedt über Dierkshausen nach Schierhorn ausgebaut. In diesem Jahr
(1969) wird die Straße von Brackel nach Schmalenfelde gebaut. Sie soll
später bis nach Dierkshausen ausgebaut werden. Die Brücke bei
Schmalenfelde über die Aue, die bisher nur einspurig zu befahren war,
wird neu gebaut.
Asendorf war nach dem 2. Weltkrieg fast
noch ein reines Bauerndorf. Die Neubauten gehören jetzt Geschäftsleuten
und Handwerkern. Einige kleinere Bauern haben ihre Landwirtschaft
entweder ganz aufgegeben, oder sich teilweise eine andere Beschäftigung
gesucht, um den Lebensstandard mit anderen Berufen zu halten. Dadurch
hat sich der Charakter des Dorfes geändert. Als ich 1956 nach Asendorf
kam, sah man noch fast auf jedem Bauernhof Pferde, obwohl auch schon
einige Trecker zu sehen waren. Jetzt zählte ich mit den Kindern in
Asendorf und Dierkshausen zusammen nur noch 8 Arbeitspferde.
Durch den allgemeinen Wohlstand
bedingt, halten sich wohlhabende Leute Reitpferde. Der Reitverein in
Jesteburg hat regen Zuspruch und hat in den letzten Jahren eine neue
Reithalle gebaut.
Die Motorisierung macht gewaltige
Fortschritte. 1956 hatte Asendorf mit Dierkshausen rund 10 Pkw. Jetzt
sind es 170.
1957 hatte der Nachbar der Schule, der
inzwischen verstorbene Herr Brüggemann, den ersten Fernseher. Heute
findet man fast in jedem Hause einen solchen Apparat.
Auch die Telefonanschlüsse sind stark
gestiegen. In Jesteburg wurde 1969 die neue Vermittlung in Betrieb
genommen und die Nummern der Teilnehmer von 3 auf 4stellige Zahlen
erweitert.
Das Wasser für die Gemeinde aus dem
neuen Brunnen hinter der Gastwirtschaft Matthies entsprach nicht den
Erwartungen. Es war sehr stark eisenhaltig, in der Farbe braun, und die
Hausfrauen konnten ihre weiße Wäsche darin nicht waschen. Im Jahre 1965
wurde ein neuer Brunnen auf dem Mühlenberg gebohrt. Aber auch dieses
Wasser entspricht nicht voll den Wünschen der Ortsbewohner. Es ist immer
noch eisenhaltig.
Als besonderes Ereignis ist in Asendorf
die Gründung des Schützenvereins anzusehen. Vorher gehörte Asendorf zum
Schützenverein Jesteburg und Dierkshausen zum Schützenverein Hanstedt.
Bei der Gründungsversammlung am 28.12.1966 wurde der Schützenverein
Asendorf und Umgebung e.V. gegründet. Damals hatte der Verein 51
Mitglieder.
Der Vorstand setzte sich zusammen:
1. Vorsitzender: |
Emil Schröder |
2. Vorsitzender: |
Arnold Bisping |
Schriftführer und Kassierer: |
Lehrer Helmut Mangliers |
Stellvertreter: |
Peter Muus |
1. Schieß- und Sportwart: |
Waldemar Ehlbeck |
2. Schieß- und Sportwart: |
Reinhard Laboga |
Kommandeur: |
Rudolf Maack |
Juniorenwart: |
Siegfried Lange |
Am 14. 2.69 war die
Gründungsversammlung der Damenabteilung mit 32 Mitgliedern.
Der Schützenverein hat heute (1.6.69)
94 Mitglieder.
Kollege Mangliers wurde die Seele und
der Motor des ganzen Vereins. Den raschen Aufschwung und die rege
Tätigkeit hat man wohl vorwiegend ihm zu verdanken. Im Jahre 1967 baute
man, zum Großteil in Selbsthilfe, das Schützenhaus auf dem Krähenberg.
Außer den Aufnahme- und Beitragsgeldern bekam der Verein noch viele
Spenden.
In den neuen Häusern wohnen viele
Hamburger, die täglich nach Hamburg fahren, um ihrer Tätigkeit
nachzugehen. Diese Familien gaben oft namhafte Spenden.
Das 1. Schützenfest wurde unter reger
Beteiligung der Bevölkerung am 25. November 1967 abgehalten.
Am 1.8.1969 trete ich in den Ruhestand.
Mein Nachfolger als Leiter der Schule wird Kollege Mangliers.
Donnerstag d. 24.7.1969 wurde ich von
Schulrat Ordemann im Beisein der Gemeindevertretung, den Kollegen der
Schule, 2 Vertretern des Schulvereins und aller Schulkinder
verabschiedet. Anschließend gab die Gemeinde ein Essen im Gasthaus „Zur
Heidschnucke“ in der „Asendorfer Heide“.
An das Schlusskapitel von Herrn Hanke
lässt sich schön anknüpfen: Auch ich, der Lehrer Helmut Mangliers, bin am
11.7.1973 auf dem Friedhof der Pensionierung beigesetzt worden.
Feierlich natürlich! Und weil Asendorf inzwischen der Samtgemeinde
Hanstedt angehört, waren sogar von dort die Herren
Samtgemeinde-Direktor, Rektor und Konrektor zusammen mit dem Chor der
Mittelpunktschule Hanstedt erschienen. Als gesunden Ausgleich gab es in
der „Heidschnucke“ statt Schinkenbrötchen wie bei Kollege Hanke nur
kalte Platten.
Bin ich auch keineswegs ein Vertreter
des „Personenkultes“, so hatte die Sache doch eine gute Seite: Die
Stellung des Lehrers u. der Schule wird hier einmal hervorgehoben! Das
ist nicht ganz unnötig. Der „Zeitgeist“ hat auch in Asendorf Einzug
gehalten! Da es sich weniger um „Geist“ handelt, sollte man schlichter
sagen: die „Zeit“ hat Einzug gehalten! Eine gemäßigte Anarchie! Die
Jugend – und Schuljugend! – trägt schon eine wallende Haarpracht,
kleidet sich von „schnuckelig“ bis „materialistisch“, raucht
allenthalben, lässt sich von Mofa u. Moped gemächlich knatternd in
solche Freiheit entführen oder besitzt sogar schon einen „Feuerstuhl“,
mit dem es sich – Gesetze missachtend- in noch freiere Gefilde
hinausschießen lässt!
Dagegen ist von richtigem Sport keine
Rede mehr. Überhaupt wird Anstrengung nicht sehr hoch bewertet. Die Zahl
der Heimkehrer aus der Realschule zurück in die Volksschule beweist es
unter anderem.
Ich verurteile hier nicht die Jugend –
die ist genauso „klug“ wie eh u. je – sondern ich meine hier die
Elterngeneration! Aus dem gemächlichen Asendorf ist eine
Wohlstandsgesellschaft geworden. Die Eigenheime sind größer geworden,
die die Möbeleinrichtung ist luxuriös, u. die Gärten gepflegt u. ewig
getrimmt wie die Hunde!
Diese hohen Ansprüche verwirklicht man
natürlich mit Überstunden. Besser noch: mit der Berufstätigkeit von
Vater und Mutter! Bekanntlich kann aber die Schule auf die Hilfe des
Elternhauses gar nicht verzichten. Schon gar nicht die Realschule oder
gar Oberschule!
Es gibt zu viele Eltern, die glauben,
der Realschulbesuch ihrer Kinder stünde ihnen auf Grund ihrer
wirtschaftlichen Lage zu!
[Wenn man in älteren Hauptbüchern die
Schulleistungen etlicher Eltern betrachtet, dann kann der Besitz eines
Hauses wahrscheinlich nicht genug sein, um Kinder zur höheren Schule zu
schicken. Übrigens sind einige Eltern schon dabei, ihr Geld in ein
zweites Haus anzulegen. – Was die Schule wieder mitverarbeiten muss!]
Der langen Rede kurzer Sinn: Der
einzelne Asendorfer Bürger hat sich auf sein Privatgut zurückgezogen. Es
würde ihm z.B. nicht mehr einfallen, irgendeinen Fehler irgendeines
Schülers auf der Straße zu rügen oder gar abzustellen.--- Als Beispiel:
Die Bushaltestelle gegenüber der Schule. Die auf den Schulbus von
Dierkshausen wartenden Schüler rauchen, rauchen!!! --- Und die Lehrer in
der Asendorfer Schule, die es mit ansehen? Es gilt das Gesetz: Die
Aufsichtspflicht des Lehrers endet am Schulzaun! Jede, auch die kleinste
körperliche Züchtigung ist verboten! Der Lehrer hat also alles mit
„Psychologie“ u. „Pädagogik“ zu machen. Er ist schließlich doch
„wissenschaftlich“ dafür ausgebildet!
Andererseits muss die Schule natürlich
auf den Drang zur Realschule eingehen, muss von ihren Schülern mehr
fordern und – eine Anzahl überfordern. Die alte „Gemütlichkeit“ ist aus
der Schule verbannt. Die Schulzeit ist wirtschaftlich auszunutzen. So
schöne Dinge wie Singen, Zeichnen, Sport, Religion kommen zu kurz.
Deshalb hat auch Schulmeister Mangliers
die Chronik zu ergänzen erst nach seiner Pensionierung angefangen. Das
gemütliche Zeitalter war auch für den Lehrer – im Dienst! – vorbei.
Hier etwas Statistik: am Ende der
Schuljahre
1968/69 = |
von 18 Schülern des 4. Schuljahres gingen 10 zur Realschule hinüber! |
1969/70 (kein 4. Schuljahr) = |
1 zur Oberschule, 2 zur Realschule |
1970/71 = |
von 17 Schülern des 4. Schuljahres in Hanstedt = 3 zur Oberschule, 5 zur
Realschule |
1971/72 = |
13 Schüler zur Oberschule, 1 zur Realschule |
In früheren Zeiten war ein Schüler, der
eine weiterführende Schule besuchen wollte, eine Seltenheit. Das hatte
für die Oberstufe, der Volksschule große Vorteile! Die „Zugpferde“
blieben in der Klasse!
Mit dem Ende des Schuljahres 1970/71
verliert die Schule Asendorf ihre 3. Klasse (5.- 8. Schuljahr). Dazu
unsere Frau Annemarie Wesel. Die zieht um auf die Schule Hanstedt. Wo
ihre Tochter inzwischen schon Lehrerin ist!
Damit wird Asendorfs gesamte Mittel-
und Oberstufe (bis zum 9. Schuljahr) in Hanstedt unterrichtet!
Vom Schuljahresbeginn 1972/73 an
verlassen uns auch noch alle Dierkshausener Schulkinder! Begründung der
Dierkshs. Eltern: die Kinder könnten günstiger nach Hanstedt
gelangen!--- Ich bezweifele die Echtheit dieser Behauptung. Es hat sich
schnell herausgestellt, dass der Schülertransport Dierkshausen –
Hanstedt keineswegs günstiger läuft, als der alte Dierkshausen –
Asendorf. Ich nehme an, die Eltern haben geglaubt, an einer
Mittelpunktschule lernten auch die Grundschüler mehr als an einer
gewöhnlichen Dorfschule.
Und die Begründung der Regierung: 56
Schüler für zwei Asendorfer Klassen seien genug!
Mit Beginn des nächsten Schuljahres
1973/74 wird die Asendorfer Schule ihr Eigenleben ganz aufgeben müssen.
Genauer gesagt: sie wird eine Filialschule der Mittelpunktschule
Hanstedt! Sie bleibt überhaupt nur am Leben, weil das Geld für den
weiteren Ausbau der Hanstedter Schule fehlt! Übrigens siedeln Asendorfer
Schüler und Lehrer damit auch in den Schulaufsichtskreis Harburg – Ost
über und unterstehen damit dem Schulrat in Winsen.
Der Schulleiter ist von nun an der
Rektor Buchert, und Asendorfer Lehrer zählen zum Kollegium der Schule
Hanstedt. Da sich jeder Asendorfer Lehrer in diesem Kollegium wohl
fühlt, ist das für unsere Kollegen geradezu ein Gewinn. --- 3 oder gar 2
Lehrer nämlich sind eine recht kleine Gemeinschaft. Natürlich hat auch
die ihre Vorzüge. Es hat in Asendorf nie Konferenzen gegeben, nicht die
immer neuen Vertretungspläne und Springstunden, keinen Kampf um dies
oder jenes. Entscheidungen konnten im Handumdrehen gefällt werden.
Gewiss hatten wir Kollegen uns manchmal
laut (!) die Meinung gesagt, ich habe es aber nicht erlebt, dass man dem
anderen – wenigstens nach außen hin – länger als 24 Std. nachtrug. Dafür
waren auch alle Kollegen von Herrn Hanke bis zur Frau Wesche hin zu
nette Kollegen. Drum, als mich der Schulrat bei meiner Verabschiedung im
72. Lebensjahr fragte, in welcher Schulstelle ich mich am wohlsten
gefühlt habe, musste ich der Wahrheit wegen antworten: in Asendorf! Das
verdanke ich nicht zuletzt allen meinen Kollegen hier!
Der Vollständigkeit wegen, neben
unserer Kollegin Frau Wesel noch eine Dame erwähnen: unsere
Nadelarbeitslehrerin Frau Hanke! Natürlich die Gattin unseres ehemaligen
Hauptlehrers! --- Über seine Frau und ihre Handarbeitsstunden – und über
seine zahlreichen Bienenvölker in der Asendorfer Feldflur! – ist Herr
Hanke mit unserer Schule weiter verbunden geblieben.
Für mich, den Helmut Mangliers, bleibt
noch eine Verbindung in meiner Erinnerung mit Asendorf bestehen: den
Schützenverein! Wenn ich auch nicht glauben darf, was Kollege Hanke in
der Chronik vermerkt hat: ich sei die Seele des Vereins gewesen! so muss
ich doch zugestehen, dass ich durch die 20 Jahre Mitgliedschaft im
Schützenverein mit Asendorf noch mehr verbunden bin!
Obgleich Vereine u. Vereinsleben
scheinbar nichts mit Schule zu tun haben, will ich doch noch einiges
darüber sagen. Als Dorfschulmeister Anno Dazumal hat man auch außerhalb
der Schule genügend Verpflichtungen! Das war damals an einem kleinen Ort
nicht zu umgehen. Es ist verständlich, dass man zum Protokollschreiben
überhaupt für Schrift- und Kassenführung zu gerne einen Lehrer wünscht.
So bin ich an den Schützenverein, den Turnverein, den Spielmannszug
geraten.
Der Schützenverein hatte sich immer
einen Spielmannszug gewünscht. Als wir mehr als 2000,00 DM zusammen
hatten, wurden Instrumente gekauft und die Asendorfer Schuljugend
angeworben. Heut ist der Asendorfer Kinderspielmannszug eine weit über
die Kreisgrenze hinaus bekannte Truppe, die überall aufspielt. Und
natürlich auch bei den Asendorfer Schützen.
Aus naheliegenden Gründen schien es
aber angebracht, den Spielmannszug dem „Deutschen Turnerbund“
zuzuordnen. War erst einmal der Turner-Spielmannszug da, musste auch
noch der Turnverein drum herum geschaffen werden! Asendorf gründete eine
Damenabteilung und eine Kinderabteilung. Das ist keinesfalls eine
Verlegenheitslösung gewesen. Die Damenabteilung leitet eine
Diplom-Sportlehrerin Frau v. Winkler. Sie macht ihre Sache so
vorzüglich, dass der Asendorfer Damenabteilung beinahe schon ebenso
viele Damen aus Hanstedt und Dierkshausen angehören, wie Asendorfer
Damen daran beteiligt sind. Frau v. Winkler arbeitet mit der
Kleinkind-Gruppe (3 bis 6-jährige) ihre Tochter und Frau arbeiten mit
unseren Kindern des 1. bis 4. Schuljahres. Alle Fäden hält in seiner
Hand zusammen Kollege Wesche als Oberturnwart!
Übrigens haben wir die verwaiste 3.
Klasse in eine „Turnhalle“ verwandelt. Zu den Sportgeräten der Schule
(Pferd, Kasten, Matte, Bälle hat der Verein untrer anderem eine
Sprossenwand anbringen lassen.) Zuvor musste die Klasse an jedem Montag
mit den vereinten Kräften der Lehrer u. Schüler ausgeräumt werden.
Jetzt aber kommt eine ganz unverdiente
Schwierigkeit auf unseren Turnverein zu. Die Klasse wird anderweitig
gebraucht!
Das verhindert übrigens auch, dass
unsere Schule in den – geplanten! – Kindergarten umgewandelt wird! In
Jesteburg u. Hanstedt sind solche Kindergärten schon entstanden. In
Asendorf hatte man sich wenigstens schon darauf vorbereitet. In den
Sommerferien 1972 sind die Lehrmittelräume in moderne Toiletten umgebaut
worden. Solange hatte Asendorf noch sein „Plumsklo“! --- Hier denke ich
zurück an einen ganz kalten Winter. Die „Scheiße“ der Kinder gefror
sofort, der „Scheißberg“ wurde immer höher, man musste sich oben aufs
Plumsklo begeben!
Zurück zum Anfang: O weh, ich soll die
Asendorfer Schulchronik weiterführen. Und das nach 15 Jahren Ruhestand
mit meinen Gedächtnislücken! -- Ich habe soeben den Chronikteil meines
Kollegen Hanke gelesen. Was der alles aus seiner Asendorfer Schulzeit
gemeldet hat! Das ist vorbildlich! --- Überhaupt Schulleiter Hanke war
ein Vorbild! Er hat seine beiden unteren Kollegen nie gerügt,
beschimpft. Er war ein so liebenswerter „Vorgesetzter“. Drum ist die
Verbindung zu ihm auch nach 19 Jahren noch immer nicht abgerissen. Man
bewundert ihn noch heute, den 85 Jahre alten u. noch immer so strammen
Mann. Natürlich zusammen mit seiner fast 20 Jahre jüngeren Ehefrau! Die
ihn so kräftig stützt! Kein Wunder, dass auch sie eine Asendorfer
Schulmeisterin war, für die Mädchen! Mit Fach !Handarbeit“!
Und die Kollegin Frau Annemarie Wesel?
Sie war eine so nette Dame. Eben wie man sich eine Kollegin vorstellt.
Ihre Verbindung zu ihrem Ehepaar Hanke klappt weiter.
Nun zur Schule, zum Schulalltag. In den
größeren Pausen war Asendorf immer eine „einklassige“ Schule. Die großen
Jungen forderten alle Jungen des 4. Und 5. Schuljahrs an zum
Fußballspiel auf dem größeren Schulhof. Die großen Mädchen packten alle
Mädchen/Jungen des 1. und. 2. Schuljahrs an und betrieben zusammen mit
allen übrigen Mädchen Kreisspiele. Niemand wurde in den Pausen
ausgelassen.
Dazu noch: Als es den Schulmeistern
verboten war, den Frechdachsen unter den Kindern eins auszuwischen,
pflegte ich, einem großen Mädchen zuzurufen: „Guck mal, die beiden Kerls
prügeln sich! Geh mal hin und prügele sie auseinander!“ Jawohl, die
großen Mädchen genossen großen Respekt!
Nicht bloß auf dem Schulhof. Wo etliche
große Mädchen noch bewundernswerter mitwirkten: Bei den
Theatervorbereitungen! Wenn ein Mitspieler hier versagte, dann sagte
ich: „Marianne (Kaiser), mach`s ihm mal vor!“ Und besagtes Mädchen war
geradezu eine Schauspiel-Prinzessin, die alles konnte! Sie wurde von
ihren Mitspielern und den Zuschauern bewundert! --- Solche
Schauspielabende waren ein Ereignis für Asendorf. Der Zuschauerraum im
Gasthaus Matthies war gefüllt mit Eltern, Verwandten u. dem Rest der
Asendorfer.
Und nun wieder zurück in den
Schulalltag, nachdem mir Kollege Hanke seine Oberklasse übergeben hatte.
Der Schultag beginnt. Einer von uns
Lehrern hat die Aufsicht. Also ich soll sie heute haben. Etwa 20 Minuten
vor Schulbeginn gehe ich hinunter, schließe die Schultür auf und wandere
auf dem Bürgersteig hin und her.
Zur Winterzeit war jemand längst vor
mir unten gewesen. Um 5 Uhr morgens, um die Öfen anzuheizen!
"Zimmer-Liesel“ hat sie geheißen. Und nachmittags erschien sie abermals,
um die Klassenräume und den Flur zu säubern.
Und jetzt an die strengen,
schneereichen Winter zurückdenken! Eine Stunde vor Unterricht hatte ich
mit dem Schneeschieber hinunter zu gehen. Das Schneeräumen war immer
meine Aufgabe. Natürlich gehörte der Bürgersteig so lang wie möglich
dazu!
Kehren wir nun zum Sommer zurück. Die
Schüler kommen. Etliche mit dem Fahrrad. Also die aus Dierkshausen u.
andere, die noch hinter dem Wirtshaus Heidschnucke wohnen.
Meine Aufgabe war es, die Räder zu
kontrollieren. Ein Rad, das Fehler aufwies, hatte auf dem Schulhof
nichts zu suchen. --- Ging ich einmal in der großen Pause auf
Dierkshausen zu, was entdeckte ich hinter dem letzten Asendorfer Haus? 2
oder 3 Fahrräder lagen im Straßengraben!
Zurück in meine Schulklasse. 5., 6.,
7., 8. Schuljahr in einer Klasse! Was hörte man? Nur Flüstern! Denn wenn
z.B. das 7./8. Schuljahr eine schriftliche Arbeit – Aufsatz,
Rechenaufgaben – zu erledigen hatte, dann durfte ich mit meinem 5./6.
Schuljahr nur flüstern! Solche Disziplin herrschte! Keine verordnete,
befohlene Disziplin! Jeder Schüler verstand, warum man die Schreiber
nicht stören durfte!
Übrigens, es war schon einmal die Rede
davon, dass die „Zugpferde“ jeder Klasse anno dazumal in der Asendorfer
Schule noch verharrten. Ganz wichtig! Kam ein Schüler mit seiner
Aufgabe nicht zurecht, wurde ihm ein „Zugpferd“ vorgespannt. Das war
meist ein Mädchen.
Noch einmal „Zugpferde“! Das geschah im
Sommer: Heiß, heiß! „Hitzefrei!“ wird angesagt. Was es da zu erleben
gab! In Jesteburgs Badeanstalt! Die war u. blieb an
„Hitzefrei-Vormittagen“ leer! Die Asendorfer haben sie immer allein
benützt, genossen! ~~~ Also in Asendorf: Alle Mann auf die Fahrräder!
Aber nur in Gruppen zu je 3 Schülern! Vorn einer vom 4. Oder 5.
Schuljahr, dahinter ein kleiner Kerl, als letzer das „Zugpferd“. Das
Zugpferd aus der Oberklasse setzte sich erst in Jesteburg an die Spitze,
wo an mehreren Stellen Vorfahrt zu beachten war! Und so lernten alle
Schüler die Kunst, im Straßenverkehr zu radeln. ~~~Das machte sich
bezahlt, wenn die Radfahrprüfung dran war! Am Ende solcher Prüfung kam
Jesteburgs Polizist nach Asendorf, um mir mitzuteilen, dass nur die
Asendorfer diese Prüfung hervorragend bestanden hatten!
Und hier die zahlreichen Radtouren
nicht zu vergessen! Die wir unternahmen, um die Heide in verschiedenen
Jahreszeiten anzuschauen, um die gesamte Umgebung Asendorfs
kennenzulernen. Das Fahrrad war damals noch das Verkehrsmittel.
Noch einmal zurück in die Badeanstalt.
Auch hier wurden „Zugpferde“ gebraucht. Die Badekinder waren immer in
kleine Gruppen eingeteilt. 3 in jeder Gruppe. Zwei waren im Wasser, und
der dritte ging am Rande des Wasserbeckens mit, um die beiden anderen zu
beobachten. Die Folge, der Erfolg. Es ist nie ein Kind ertrunken! Wieder
war die Asendorfer Schule etwas Besonderes!
Zurück zum gewöhnlichen Schulalltag in
Asendorf –
Wann war Unterrichtsende? Um 12 Uhr.
Aber nicht für den Lehrer Mangliers! Schüler, die ihre gestrige
Hausaufgabe allzu schlecht zusammengekleistert hatten, mussten jetzt
nachsitzen! Das ergab meistens ½ Überstunde für den Mangliers, oft aber
auch mehr.
Wer wurde „bevorzugt“? Die schwachen
Schüler, die es in den Hauptfächern nicht geschafft hatten, die also
sitzengeblieben waren. Die durften sich neben ihre aufgestiegenen
Kameraden setzen, um mit denen die Fächer Erdkunde, Naturkunde und
Geschichte zu absolvieren.
„Erdkunde“! Alle Sommer- und
Herbstferien bin ich damals in meinem Campingbus durch ganz West- und
Südeuropa gereist und habe mit meiner guten Kamera Unmengen von
Aufnahmen gemacht. Übrigens von Osteuropa war auch das interessante
Jugoslawien etliche Male dabei!
Und was die „Naturkunde“ anbetraf, was
gab es damals noch alles zu beobachten, zu fotografieren! Fischottern,
Hamster, Wiesel, Marder, Dachse, Nester von Störchen, Bussarden,
Turmfalken und, und ---. Dazu gab es ja auch noch den „Wildpark“ an der
Autobahn.
Und was die „Naturkunde“ anbetraf, was
gab es damals noch alles zu beobachten, zu fotografieren! Fischottern,
Hamster, Wiesel, Marder, Dachse, Nester von Störchen, Bussarden,
Turmfalken und, und ---. Dazu gab es ja auch noch den „Wildpark“ an der
Autobahn.
Noch einmal: „Die Asendorfer sind die
besten!“ Das hat man später aus dem Munde der Hanstedter Schulmeister
gehört. „Die Asendorfer sind die besten im Fach Biologie!“ – Kein
Wunder, jeder Schüler, ob Mädchen oder Junge, hatte eine
Nicht-Giftschlange in die Hand zu nehmen, einen Frosch, eine Eidechse,
einen toten Hamster, eine tote Ratte. Immer wieder brachte ein
Mitschüler so ein Tierchen mit in die Klasse, oder der Lehrer selber
tat`s. Tiere, die nicht angrührt werden durften: ein toter Fuchs (Gefahr
Tollwut!), eine lebende Kreuzotter.
Noch einmal zurück zu „Die Klasse wird
für einen anderen Zweck gebraucht“ --- Die Folge davon: Asendorf braucht
jetzt einen Spielplatz! Einen größeren, z.B. für die Fußballer! ~~ Wo
soll der liegen? Wir entdecken eine Rasenfläche nicht weit vom Flüsschen
„Schmale Aue“. Und könnte neben einem Spielfeld hier nicht auch noch ein
Schwimmbad ausgehoben und dann mit dem reinen Wasser der Aue gefüllt
werden?
Also erst einmal ran an den
Fußballplatz – Alle Schulkinder helfen mit, ihn zu begradigen, zu
säubern. Dann werden 2 Tore aufgestellt! Jawoll, der Platz wird
gebraucht!
Gibt es den heute noch? Der
Schützenverein hat doch einen so großen und viel schöneren Sportplatz
hinterm Schützenhaus angelegt. Einen Platz mit einer Laufstrecke an
seinem Rande --- Und so etwas soll ein „Schützenverein“ getan haben?
Müsste es nicht ein „Sportverein“ gewesen sein? Ganz einfache Lösung
dieser Frage: Alle Schützenvereinsangehörige sind jetzt auch noch
Sportvereinsmitglieder! Ein ideales Gespann!
Zurück zur Frage: Gibt es unseren alten
Fußballplatz noch? ~~~ Ehepaar Behrens aus Asendorf am 3. Oktober 1989
extra zu uns her nach Hanstedt gekommen, um mitzuteilen: „Der Sportplatz
ist noch voll da!“ Rudolf Maack ist jetzt der Besitzer. Vermietet hat er
ihn an den Doggen-Klub. Der hält ihn in Ordnung zusammen mit dem kleinen
Blockhaus, worin eine Küche zum Essen u. Feiern. Beinahe jeden Sonntag
üben die Doggen hier.
Statt einer Badeanstalt gibt es
Fischteiche neben dem Doggenklub, worin Lachse gezüchtet weden. Mehrmals
in jeder Woche kommt der Besitzer dieser Lachse nach Asendorf.
Der nächste Zettel zum Abschreiben in
die Schulchronik:
Ehe Kollege Hanke in Pension ging, war
schon alles klar: Die Asendorfer Schule würde aufgelöst werden, die
Kinder würden nach Hanstedt umgeschult werden!--- Diese Voraussagen sind
nicht eingetroffen. Heute, 3 Monate vor meiner Pensionierung ist alles
unklar. Werden alle Klassen nach Hanstedt hinübergehen? Werden weiterhin
zwei Klassen in Asendorf bestehen bleiben? Wird sogar ein Lehrer von
Hanstedt nach Asendorf abgeordnet werden?
Warum diese Ungewissheit? Zwei Gründe
dafür: Erstens ist die Sache in erster Linie eine Raumfrage in der
Schule Hanstedt. Und da noch andere Schulen aufgelöst und mit Hanstedt
verschmolzen worden sind, ist der Hanstedter Erweiterungsschulbau nicht
nachgekommen. Zweitens, die Linie Asendorf – Hanstedt wird von einer
Kreisgrenze durchschnitten! Unsere großen Schüler, die in Hanstedt
unterrichtet werden, unterstehen dem Schulaufsichtsbezirk Winsen, unsere
Asendorfer Schüler aber dem Schulrat in Buchholz. Einerseits ist der
Schulrat in Buchholz für uns verantwortlich, andererseits gehört
Asendorf – nach der Gebietsreform – zur Samtgemeinde Hanstedt und somit
zum Kreisteil Harburg-Ost. So fühlt sich niemand so recht für uns
zuständig. --- Das hat einen Vorteil: Seit Kollegen Hankes Abgang hat
noch kein Schulrat unsere Schule wieder richtig besucht. Auf die Frage,
wann einer wieder mal käme, bekam ich die Antwort: „Bei Ihnen ist ja
nichts los. Das heißt es läuft ja alles reibungslos.“ --- In der Tat
schlucken wir unseren Ärger runter und regeln alles innerhalb des
Dorfes.
Mit dem Ende des Schuljahres 1970/71
verliert die Asendorfer Schule ihre 3. Klasse, das 5. bis 8. Schuljahr.
Eine Lehrkraft nämlich Frau Annemarie Wesel geht mit zur Hanstedter
Schule, wo ihre einzige Tochter bereits Lehrerin ist. --- Damit wird
Asendorfs gesamte Mittel- und Oberstufe in Hanstedt unterrichtet.
Vom Schuljahrsbeginn 1972/73 an
verlassen uns auch alle Dierkshäuser Schulkinder. Begründung der
Dierkshäuser Eltern: Ihre Kinder könnten günstiger nach Hanstedt
gelangen! – Ich bezweifle die Echtheit. Es hat sich schnell
herausgestellt, dass der Schülertransport Dierkshausen – Hanstedt
keineswegs günstiger zu lösen ist als der vorige. Ich nehme an, die
Eltern haben geglaubt, an einer Mittelpunktschule lernten auch die
Grundschüler mehr als an einer gewöhnlichen Dorfschule.
Das einzige, was uns weiter zu
Jesteburg verband, waren Radfahrprüfung und Badeanstalt.
Jeder im 4. Schuljahr muss eine
theoretische (Fragebogen) und eine Fahrprüfung bestehen. Asendorfer
Kinder pflegen hier auffallend gut abzuschneiden. Der Grund: Unsere
kleine Schule kann natürlich diese Prüfung beliebig gut vorbereiten.
Noch ein Grund: Wir Asendorfer Lehrer haben den Eltern noch niemals
verraten, dass die Fahrprüfung (aus unerforschlichen Gründen) von ihnen
verweigert werden kann. Ein Vater darf also sagen: „Ich erlaube nicht,
dass mein Kind in diesen gefährlichen Jesteburger Straßenverkehr mit
hineinfährt! ~~~ Denselben Vater kümmert es keinen Augenblick, dass sich
sein Kind mittels Fahrrad überall umhertreibt. Kinder üben, was unsere
Erwachsene heute schon tun, sich nämlich über alle Verkehrsregeln
hinwegzusetzen. Das hohe Gut „Freiheit“, dabei sein Leben zu riskieren,
steht –laut Rechtsstaat! – höher als ganz gewöhnliche Vernunft. (Die
Demokratie sägt wieder einmal an dem Ast, auf dem sie sitzt. Aus der
Geschichte lernt man, dass man aus der Geschichte nichts lernt.)
[„Von deutschem Boden wird nie wieder
ein Krieg ausgehen!“ hat man geblabbert. Wieso hat uns dann bis Ende
1989 das Auto etwa 10.000 Tote beschert? Dreimal soviel, wie uns der
Polenfeldzug gekostet hat!]
Um auf`s Radfahren zurückzukommen. Nach
der strengen Radfahrprüfung fährt man wie zuvor: Wie und wo man will!
Das neue Kinderfahrrad entspricht genau der Fahrweise: Es ist kein
gewöhnliches Verkehrsmittel, es ist eine Zierde, ein Symbol von
Wohlstand und „Wer bin ich!“.
[Ein Rückblick auf mein Schulalter anno
damals: Ein Rad konnte meine Mutter nicht bezahlen. Ich musste mich auf
meines im 1. Weltkrieg gefallenen Vaters Fahrrad setzen: Rad ohne
Freilauf! In der Internatsschule habe ich dann ständig mein
Mittagsfleisch und noch anderes Delikates verkauft (25 Pfg. für die
Fleischportion), um so zu einem Rennrad zu gelangen.]
Noch ein Großprojekt. Es vergrößerte
sich von Jahr zu Jahr. Der Initiator – der Anreger, Anstifter – war
wieder mal Schulmeister Mangliers.
Wer waren die Jäger in Asendorfs
Jagdrevier? Etliche Hamburger waren darunter, wohlhabende! Ich zu
etlichen Bauernsöhnen : Jetzt macht ihr die Jägerprüfung und löst die
Auswärtigen ab! ~~Also setzten wir uns hin und büffelten für die Stunden
in Holm – im Gasthaus Lohmann, wo wir von Förster Wetzel unterrichtet
wurden. Da die Namen Wetzel u. Lohmann aus meinem Gedächtnis
verschwunden waren, hat sie mir das Asendorfer Ehepaar Menke in die
Schulchronik geliefert. Die beiden haben hinzugefügt: Die 3 Anwärter auf
der 1. Jägerprüfung haben Wilhelm Behr, Arnold Bisping und Horst
Matthies geheißen!
Ich habe zweimal die Prüfungen
mitgemacht und habe dabei den Asendorfern Nachhilfe erteilt. Etliche
Asendorfer Bauernsöhne sind seitdem Jäger nach bestandener Jägerprüfung.
Ich selbst war danach auf jeder Jagdveranstaltung mit dabei –Als
Treiber! Nein ich wollte den Asendorfern nichts abspenstig machen.
Natürlich wurde ich gefragt: “Haben Sie
Angst zu töten?“ Meine Antwort: „Haben Sie schon so viele Kriegsgegner
erschossen wie ich?“
1988, ehe ich von Undeloh nach Hanstedt
umzog, habe ich meine zahlreichen Jagdbücher an Asendorf abgegeben.
Jawohl, ein Dorfschulmeister zu sein –
in einem richtigen ganz und gar überschaubarem Dorf – ist etwas anderes,
etwas mehr als ein normaler beamteter Staatsdiener!
Großprojekte waren jetzt dran! Der
Schützensaal im Gasthaus Matthies wurde aufgegeben. Ein Prachtgebäude
wurde gegenüber dem Schießstand errichtet. Ein Haus mit zahlreichen
Räumen im Erdgeschoss und im Keller für alle Sportarten. Der große Saal
darin war für die meiste Zeit ein Sportplatz. Und an dieses neue
Schützenhaus wurde ein großer Sportplatz angehängt.
Allerdings in einem war der
Schützensaal im Gasthaus Matthies nicht zu übertreffen. Findet im neuen
Saal ein Tanzfest oder eine Veranstaltung zum Anschauen statt, dann
müssen die Gäste auf den Plätzen zu weit ab aufstehen, um alles
mitzukriegen. Ganz anders bei Matthies. Die Tische standen auf der
rechten und linken Längsseite des Saales – eine Stufe höher!! Also
konnten alle Sitzenbleiber jedes Tanzpaar ungestört verfolgen! --- Im
neuen großen Saal war eine solche Treppenstufe nicht mehr erlaubt!
Die Faslam-Umzüge, die Faslam-Tanzfeste
darf ich auslassen. Der lustige Faslam heut unterscheidet sich nicht vom
damaligen.
Allerdings Faslam und alle übrigen
Feste fanden anno dazumal im Saal des Matthies-Gasthauses statt.
Das war der letzte Zettel aus früheren
Zeiten. Da mein Gedächtnis völlig ausgelöscht ist, ist`s vorbei mit
jeder weiteren Chronik-Schreiberei!
Es grüßt die Vergangenheit! (Heut am
30.1.1990!)der Asendorfer Schulmeister Helmut Mangliers